Sicherheitskonzepte

Gewaltbereite Fußballfans als Sicherheitsrisiko

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Ultras und Hooligans

Rein äußerlich sind Ultras und Hooligans kaum zu unterscheiden. Beide teilen den Hang zur schwarzen Kleidung und Vermummung. Der Übergang zwischen Ultras und Hooligans ist fließend, allerdings fühlen sich Ultras von der Bezeichnung als Hooligan beleidigt.

Der Begriff des Hooligans definiert den Fan einer Sportmannschaft, der seine Zuneigung zu dieser durch Abneigung und Gewalt gegenüber den Fans anderer Mannschaften auslebt. In Deutschland taucht dieser Begriff regelmäßig im Zusammenhang mit dem Fußballsport auf.

Während für Hooligans die gewalttätige Auseinandersetzung mit anderen Gruppen im Vordergrund steht und Fußballspiele nur einen Anlass dazu bieten, ist für Ultras der eigene Verein am wichtigsten. Allerdings sehen manche Ultra-Gruppierungen in Schlägereien und Krawallen ein akzeptiertes Mittel zur Durchsetzung von Faninteressen. Andere Ultras distanzieren sich von Gewalt und möchten sich auf den Verein und Fanchoreographien konzentrieren. Aktuell scheint der Einfluss der Ultras auf die Fan-Verbände größer zu werden.

Gemeinsamkeiten von Ultras und Hooligans

Ultras und Hooligans gemeinsam ist die Betonung des Gruppenzusammenhalts, der über die Veranstaltungen hinaus auch ins Privatleben hinein reicht. Die Identifizierung von Personen mit einem Fußballklub schafft einen Zusammenhalt, in dem soziale Herkunft, Einkommen und politische Gesinnung zuweilen zweitrangig bis bedeutungslos sind.

Längst existieren personelle Überscheidungen zwischen diesen Gruppen. Solche Mischformen zwischen Hooligan und Ultra werden daher auch als „Hooltra“ bezeichnet. So fällt die Zuordnung einzelner Akteure immer schwerer, da charakteristische Formen von Gewalt, die Hooligans „kultiviert“ hatten, mehr und mehr auch von Ultras angewandt werden. Auch die politische Motivation ist schwieriger zu unterscheiden.

Politische Gesinnung

Die Polizei geht davon aus, dass weniger als 6 % der Ultras in rechtsextremistischen Organisationen aktiv sind. Die Anzahl der Hooligans mit rechtsextremistischen Einstellungen dürfte hingegen deutlich darüber liegen. Zudem gehören Hooligans nicht selten regionalen Skinheadgruppen an.[1]

Obwohl sich Ultra-Gruppen offiziell als unpolitisch bezeichnen, machen identifizierbare Mitglieder in sozialen Netzwerken wie Facebook weder einen Hehl aus ihrer Gesinnung noch aus ihrer Gewaltbereitschaft. Im Bereich der Ultras gibt es sowohl Verbindungen zu rechts- als auch zu linksextremen Milieus. Zudem steigt die Tendenz zur politischen Positionierung, die mitunter Anlass zu Gewalthandlungen gibt. 

Gewaltbereitschaft

Bisweilen solidarisieren sich Gruppen, wie beispielsweise die Aachener „Karlsbande Ultras“ (KBU) mit Neonazis, die wegen Auseinandersetzungen Stadionverbote bekommen haben.[2] Dies führte zu besonders gewalttätigen Auseinandersetzungen mit den „Aachen Ultras“, die sich gegen Rechtsextremismus im Fußball ausgesprochen hatten. Im Januar 2013 lösten sich die Aachen Ultras schließlich auf.

Beobachter sehen in diesem Beispiel neben einem fatalen Zeichen zum Thema Demokratie in Fußball-Fan-Verbänden einen Beweis für einen verbreiteten Hang zum Rechtsextremismus im Fußball, der zu wenig Ahndung von den Clubs erfahre.[3]

Die konsequente Positionierung einzelner Ultragruppen gegen rechtsextremistisches Gedankengut führt unter Anhängern wiederum zur Entschuldigung von gewalttätigem Handeln der Ultras. Denn auch was allgemeine Gewalt in Stadien und Sachbeschädigungen auf dem Weg von oder zu einem Spiel angeht, kennen die Fanverbände häufig die Verursacher, ahnden oder sanktionieren sie jedoch nicht. Doch auch hier wächst der Druck, wenn Unbeteiligte medienwirksam in Gefahr gebracht oder sogar Opfer solcher Anhänger werden.

Gezielte Gewalt gegen Unbeteiligte

Am 26. Oktober 2013 statuierten vermummte Ultrafans von Borussia Dortmund während des Auswärtsspiels gegen FC Schalke 04 ein neues Exempel an Gewalt in Fußballstadien. So wurden Pyro- und Leuchtspurelemente in die Schalker Sitzplatzbereiche geschossen, auf denen auch Familien mit Kindern und Rentner saßen, sowie auf den Torwart von Borussia Dortmund.

Die Forderung nach Konsequenzen wurde umgehend laut. Ungewöhnlich deutlich äußerte sich der BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: „Das waren heute nicht nur ein paar Einzelne. Aber wir kennen die Rädelsführer, wir werden rigoros gegen sie vorgehen.“[4]

Abwägung der Konsequenzen

Als mögliche Strafe kommt neben strafrechtlichen Konsequenzen ein Stadionverbot in Betracht. Gerade letzteres ist jedoch umstritten:

Gegner solcher Verbote befürchten eine Verlagerung der Gewalt in den öffentlichen Raum, der weit weniger von der Polizei und privaten Sicherheitskräften bewacht ist, als ein Fußballstadion.

Kritische Stimmen vermuten hinter diesem Argument die Angst der Clubs, Anhänger und somit finanzielle Mittel zu verlieren. Zudem seien Ultragruppen als „Stimmungsmacher“ in Stadien eine Institution.

Praxistipps
  • Bezüglich der Ausschreitungen in Gelsenkirchen vermuteten Polizei und Sicherheitsdienste, dass die Täter mit weiteren Fans gemeinschaftlich Einzelbauteile für die Pyrogeschosse zum Teil an intimen Körperstellen eingeschmuggelt hatten.
  • Jeden Fan körperlich gründlich genug zu untersuchen, kann vom Sicherheitsdienst nicht gewährleistet werden. Entsprechend sind hier die Fanverbände selbst gefragt, diesbezüglich verdächtige Personen zu melden und vom Stadionbesuch auszuschließen.
  • Die Ächtung muss von dem Verband ausgehen, dessen gewalttätige Anhänger meinen, ihm einen „Dienst“ zu erweisen. Wie strikt Borussia Dortmund gegen diese Täter vorgeht, könnte richtungsweisend für den künftigen Umgang mit gewaltbereiten Anhängern werden.

[2] Vgl. Reisin, A. / Laurin, S.: “Sicherheit” nur für Nazi-Hools?, Publikative.org vom 21. August 2012

[3] Schwickerath, B.: Ende der „Aachen Ultras“: Kapitulation im Kampf gegen Rechts, spiegel online vom 13. Januar 2013

[4] R. Buschmann: Revierderby: BVB-Randalierer greifen gezielt Unbeteiligte an, spiegel online vom 26. Oktober 2013