Seit mehr als einem Jahr besetzen Zuwanderung und Flüchtlingsthematik die Schlagzeilen. Am 30. August fand der 12. NRW Sicherheitstag des ASW NRW zum Thema Zuwanderung und Wirtschaftsschutz statt, um Chancen und Risiken in ihrer gesamten Bandbreite zu erörtern. Der folgende Teilnehmerbericht gibt einen kurzen Überblick über Referenten und die diskutierten Inhalte.
Die Auswirkungen auf die Wirtschaft haben in einer stark polarisierten Diskussion einen bestenfalls untergeordneten Stellenwert, wenngleich der Wirtschaftsbezug offenkundig ist. So sind z.B. die Spitzen der DAX-Konzerne am 14.9. im Bundeskanzleramt zum Thema Integration von Flüchtlingen in die Wirtschaft eingeladen. Insofern ist es begrüßenswert, dass die Wirtschaft das Thema aktiv aufgreift.
Sicherheitstag des ASWNRW zum Thema Zuwanderung und Wirtschaftsschutz
Am 30. August 2016 kamen im Dortmunder Signal Iduna Park Sicherheitsexperten aus Behörden, Politik, Wirtschaft und Sicherheitsforschung zusammen, um die möglichen Auswirkungen von Zuwanderung auf den Wirtschaftsschutz unter den Gesichtspunkten Chancen und Risiken in ihrer gesamten Bandbreite sachorientiert zu diskutieren. Nach der Umbenennung des Verbandes für Sicherheit in der Wirtschaft Nordrhein-Westfalen e.V. (VSW NW) in die Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft Nordrhein-Westfalen fand der diesjährige Sicherheitstag erstmalig unter dem Logo des ASW NRW statt.
„Terror, Extremismus und Flüchtlingswerte nehmen die Spitzenwerte bei Umfragen zu den Ängsten der Deutschen ein – insofern stellen wir uns als ASW NRW einem gesellschaftlichen Megathema mit hoher Relevanz für die Wirtschaft,“ so Florian Haacke, Vorsitzender der ASW NRW in seiner Eröffnungsrede.
Zuwanderung aus der Perspektive des Verfassungsschutzes
Die Veranstaltung stand wie gewohnt unter der Schirmherrschaft des Ministers für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen, dessen Grußworte durch den Leitenden Ministerialrat und stellvertretenden Leiter des Verfassungsschutzes NRW Uwe Reichel-Oppermann überbracht wurden, der auch als Referent die Zuwanderung aus der Perspektive des Verfassungsschutzes NRW darstellte. Nach seiner Einschätzung ist Integration wichtig und reduziert Anschlagsrisiken. Allerdings können Anschläge nicht zu 100% ausgeschlossen werden.
Die weiteren Referenten vermittelten einen Einblick in das gesamte Spektrum der Zuwanderung sowie möglicher Implikationen auf den Wirtschaftsschutz aus verschiedenen Perspektiven. So reflektierte PD Dr. Markus Kaim (Forschungsgruppe Sicherheitspolitik der Stiftung Wissenschaft und Politik) die Ursachen der Migrationskrise in einem globalen Kontext. Dabei zog er das Fazit, dass trotz allen guten politischen Willens, Flüchtlingsursachen zu bekämpfen, der Migrationsdruck weiter anhalten wird.
Mehr Pragmatismus und Modernisierung
Günter Krebs (Projektleistungen Paus-Krebs GmbH) hob das gezeigte bürgerschaftliche Engagement als Ansatz für eine erfolgreiche Integration in den Vordergrund. Dies werde als epochale gesellschaftliche Veränderung völlig unterschätzt. Gleichzeitig mahnte er mehr Pragmatismus und Modernisierung an. Oft seien die Art und Weise der Zusammenarbeit, Kommunikationen, Verwaltungsverfahren oder auch nur Vordrucke deutlich veraltet. In seinem Fazit muss sich die Gesellschaft weltweit der Digitalisierung annehmen.
Dr. Harald Olschok, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW), skizzierte die Chancen und Herausforderungen aus Sicht der Sicherheitswirtschaft. Derzeit seinen mehr als 20.000 private Sicherheitskräfte in Flüchtlingsunterkünften eingesetzt – und es gäbe noch offene Stellen. Einem naheliegenden Einsatz von Migranten/ Flüchtlingen ständen gesetzliche Anforderungen an den Nachweis der Zuverlässigkeit entgegen.
Integration von Flüchtlingen in die Wirtschaft
Eine erfolgreiche Integration von Flüchtlingen in der Wirtschaft am Beispiel Siemens wurde in Form eines Erfahrungsberichtes von Guido Mandorf (Schulleiter des Siemens Berufskollegs in Düsseldorf und Essen, sowie Studiengangsverantwortlicher Ba. Eng. in Elektrotechnik Dual bei der Siemens SPE im Ausbildungszentrum Dual Düsseldorf) beschrieben. Er betonte, dass wir es mit Menschen tun haben, die nicht als Exoten behandelt werden möchten. Bei klaren Regeln seien Sprache und Gesellschaftskunde Erfolgsfaktoren.
Auf die politische Dimension und die Notwendigkeit einer systematischen Einwanderungspolitik fokussierte Dr. Joachim Lang als Mitglied des Landtages und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP-Landtagsfraktion NRW. Nach seinen Vorstellungen ist ein Einwanderungsgesetz mit klaren Vorgaben erforderlich, um die Migration zu steuern. Flüchtlinge sollen für die Dauer der Ursache weiterhin Schutz genießen.
Den Abschluss bildete ein Vortrag von Peter Andres (Deutsche Lufthansa) über seine Erfahrungen beim Krisenmanagement von Flug Germanwings 9525.
Quellen:
