Sicherheit

Sichere Reiseländer

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Warum Deutschland im Sicherheitsranking aus den Top 50 rutscht

Oman und Ruanda sind sicherer als Deutschland – das zumindest ist das Ergebnis einer Studie des Weltwirtschaftsforums, die auf dem diesjährigen Treffen in Davos vorgelegt wurde. Grund für das schlechte Abschneiden könnten die Methoden der Erhebung sein.

Deutschland ist immer eine Reise wert – wenn man dem „Travel and Tourism Competitiveness Report 2017“ des Weltwirtschaftsforums glaubt. Diesen veröffentlicht die Schweizer Stiftung, bekannt für ihren Weltwirtschaftsgipfel in Davos, alle zwei Jahre. In der Gesamtwertung der touristischen Wettbewerbsfähigkeit liegt Deutschland auf Platz drei, hinter Spanien und Frankreich.

Das Weltwirtschaftsforum bewertet jedes Jahr die Länder der Welt, auch nach ihrer Reisesicherheit. Deutschland kommt hier auf Platz 51, Ruanda und Oman aber in die Top 10. Frankreich liegt auf Platz 67, Italien auf Platz 70 und Großbritannien auf Platz 78.

So kommt das Ranking zustande

Einfluss auf das Gesamtergebnis hatten unter anderem die Kategorien „Hygiene/Gesundheit“ oder die „Infrastruktur“. Während Deutschland in vielen Kategorien Spitzenplätze einnimmt (Gesundheit/Hygiene: Platz 1, Kulturelle Ressourcen: Platz 6, Touristische Infrastruktur: Platz 9), wirft eine Kategorie Fragen auf: Im Sicherheitsranking liegt Deutschland auf Platz 51 – ganze 31 Plätze schlechter als im letzten Ranking aus dem Jahr 2015.

Während Finnland den ersten Platz in der Kategorie Sicherheit belegt, liegen der Oman (Platz 4) oder Ruanda (Platz 9) weit vor Deutschland. Bei Reisen in den zentral-afrikanischen Staat rät das Auswärtige Amt „angesichts möglicher Aktivitäten terroristischer Gruppen zu erhöhter Vorsicht“. Warum schneidet Deutschland trotzdem bedeutend schlechter ab?

Insbesondere Geschäftsreisende empfinden Deutschland als unsicherer

Wie Georg Schmitt vom Weltwirtschaftsforum der Zeitung „Die WELT“ sagte, ist das allgemeine Sicherheitsempfinden unter Geschäftsreisenden gegenüber Deutschland gesunken. Das liege unter anderem an der gestiegenen Angst vor Terrorismus.

„Das Ranking basiert vor allem auf der Wahrnehmung der Befragten. Nach einem Anschlag sinkt das Sicherheitsempfinden enorm“, so Schmitt. Zwar sei Ruanda auch in den vergangenen Jahren von Terrorismus betroffen gewesen, im Erhebungszeitraum von Februar 2015 bis Mai 2016 habe es aber keine nennenswerten Vorfälle gegeben.

Wie die Zeitung weiter berichtet, ist die Ursache, dass Ruanda und Oman besser abschneiden als Deutschland, laut des Weltwirtschaftsforums die stabile Lage in diesen Ländern. Es liegt aber auch an einer Statistik, die in die Studie einfließt. Zudem sei das schlechte Abschneiden Deutschlands kein Einzelfall: „Deutschland teilt den Trend mit nahezu allen westeuropäischen Reiseländern“, so der Sprecher. Für die Studie des Weltwirtschaftsforums wurden Tausende Geschäftsleute aus aller Welt befragt, rund 200 haben ihr Feedback für Deutschland abgegeben. Der Anschlag auf den Berliner Breitscheidtplatz kurz vor Weihnachten 2016 kann dabei keine negative Rolle gespielt haben – er lag außerhalb des Erhebungszeitraums.

Folgenschwere fehlerhafte Daten

Neben den Bewertungen der Geschäftsleute und einer Kriminalstatistik der Vereinten Nationen, fließt eine Studie aus den USA in den Report ein. Und die arbeitet mit teils fehlerhaften Daten. Gemeint ist die „Global Terrorism Database“ der Universität Maryland (USA). Eigentlich sollen dort nur Terroranschläge verzeichnet sein. Es finden sich aber ebenso zahlreiche Vorfälle, bei denen ein terroristischer Hintergrund nicht zweifelsfrei feststeht. Darunter sind mehrere Brandattacken auf Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland. Ob es sich dabei um Terrorismus handelt, ist in vielen Fällen nicht bestätigt. Ein Beispiel: Am 31. Dezember 2015 brannte in Hannover eine geplante Flüchtlingsunterkunft. Während die Datenbank den Vorfall, bei dem niemand zu Schaden kam, als Terroranschlag wertet, ermittelte die Polizei wegen Brandstiftung gegen Unbekannt. Keine Gruppe hat sich zu dem Anschlag bekannt.

Das schlechte Abschneiden Deutschlands im Sicherheitsranking des Weltwirtschaftsforums erklärt sich also durch eine Studie mit angreifbarer Kategorisierung und das subjektive Empfinden internationaler Unternehmer. Letzteres soll allerdings nur einen geringen Einfluss auf das Reiseverhalten haben, sagen die Macher der Studie. Die widersprüchliche Sichtweise also bitte nicht ganz ernst nehmen.

Quelle: ASW Norddeutschland – Info Sicherheit, Das Fachmagazin für Sicherheit in der Wirtschaft 2/2018, Seite 27