Sicherheit

Herausforderungen rund um den Karneval in Köln

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Bereits ein halbes Jahr vor dem Start des bunten Treibens am 11.11. beginnen deshalb die Planungen für die Karnevalssession inklusive des Straßenkarnevals im darauffolgenden Frühjahr. SECmarket hat mit dem Kölner Ordnungsamt und der R.A.D Sicherheit GmbH & Co KG, einer der Kölner Sicherheitsdienstleister für den Karneval, über die Arbeit und Herausforderungen rund um die Karnevals-Festlichkeiten gesprochen.

 Und am Anfang steht der Auftrag

Genau genommen ist der Sessionsstart nicht der wirkliche Start der Kölner Karnevalssaison. Denn die diesjährigen Vorbereitungen hierfür begannen bereits im Mai/Juni 2018. Die Stadt Köln als Veranstalter schreibt die Planung der Sicherheitsmaßnahmen zum Kölner Karneval über einen elektronischen europaweiten Marktplatz aus, dazu ist die Stadtverwaltung verpflichtet. Die Entscheidung für die Sicherheitsdienstleister des Karnevals liegt demnach beim Veranstaltungsplaner, nicht dem Veranstalter. 

Dirk Schmaul, Abteilungsleiter im Ordnungsamt Köln, berichtet, auf was es bei der Ausschreibung des Karnevals zu achten gilt: „Neben den finanziellen Aspekten, gilt es die Bedingungen der Ausschreibungen zu definieren. Das waren in Bezug auf den Karneval beispielsweise die Erfahrung in der Planung und Leitung eines Events dieser Größenordnung. Hinzukommen rechtliche Voraussetzungen, wie Mindestlohn und das Vorweisen notwendiger Qualifikationen der Sicherheitsmitarbeiter für den Karneval.“

Auch die Sicherheitsmitarbeiter werden gecheckt

Die Sicherheitskräfte, die für den Kölner Karneval angestellt werden, müssen ihr Einverständnis geben, dass sie selbst durch die zuständigen Behörden (Polizei, Zoll, Ordnungsamt und ggf. Ausländeramt) überprüft werden dürfen.

Ausschlaggebender Punkt sei die Silvesternacht 2015/2016 gewesen, in der es zu zahlreichen sexuellen Übergriffen auf Frauen, Raubdelikten und Beschuss mit Feuerwerk kam. Die Negativ-Schlagzeilen überschlugen sich, auch international. „Im Nachgang haben wir Zugangskontrollen rund um den Dom, wo das Abbrennen von Feuerwerk verboten ist, eingerichtet und unsere Präsenz verstärkt – Auch auf dem Kölner Karneval. Außerdem überprüfen wir auch die Security-Mitarbeiter behördlich“, so Schmaul. „Wir wollen, dass unsere Besucher sich in Sachen Sicherheit gut aufgehoben fühlen, das steht an erster Stelle. Diese Kontrollen durch die Behörden erfolgen z. T. maschinell und gehen recht zügig vonstatten.“

Da es allerdings keine rechtliche Grundlage dafür gäbe, die Daten zur Überprüfung an die Behörden weiterzugeben, dürfen nur Unternehmen für die Stadt arbeiten, die das Einverständnis der Mitarbeiter für diese Überprüfung im Vorfeld einholen. In der Regel wird dies bereits im Arbeitsvertrag festgelegt.

Die R.A.D Sicherheit GmbH & Co KG sorgt neben weiteren Unternehmen für das Sicherheitsgefühl auf dem Kölner Karneval. Rosa Lenz, Projektleiterin der R.A.D., plant die Überprüfung der über 300 eingesetzten Mitarbeiter weit im Voraus: „Wir haben administrativ schon 3 Monate vor dem Einsatz an Karneval stetigen Kontakt mit den Kollegen des Ordnungsamtes. Die Zusammenarbeit und Kommunikation ist hier enorm wichtig und verläuft sehr kollegial.“

Auch der operative Einsatz im Zusammenspiel mit dem Ordnungsamt und der Polizei sei partnerschaftlich geprägt und eine Unterstützung der öffentlichen Einsatzkräfte zum Kölner Karneval werde auf kurzen Dienstwegen immer geboten.

 Die Kommunikation: Transparenz, Struktur, Zusammenarbeit

Die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der Großveranstaltung in Köln erfolgt durch ein Gremium aus Ordnungsamt, Veranstaltungs- und Sicherheitsdienstleister, Kölner Verkehrsbetrieben, Polizei, Feuerwehr und weiteren Beteiligten.

Während der Karnevals-Veranstaltungen erfolgt die Kommunikation über einen gemeinsamen Koordinierungsstab an die Stäbe der Behörden oder unmittelbar an die Einsatz- oder Abschnittsleiter und umgekehrt. Dass die Kommunikation und Unterstützung innerhalb der Stäbe ebenfalls einwandfrei ablaufen muss, versteht sich von selbst.

„Generell kommunizieren wir in erster Linie mit dem Veranstaltungsplaner“, berichtet Schmaul. „Bei Detailabsprachen und den Briefings mit den Sicherheitsdienstleistern zu wichtigen Aufgaben und Ansprechpartnern sind wir als Veranstalter des Kölner Karnevals aber auch mit dabei. Vor allem seit dem Vorfall auf der Loveparade 2010 in Duisburg. Denn danach wurde ein Orientierungsrahmen für Großveranstaltungen in NRW festgelegt, nach dem wir uns bei der Erstellung des Sicherheitskonzeptes richten.“

Auch Frau Lenz berichtet zur langwierigen Planung der öffentlichen Groß-Veranstaltung: „Ein Event wie der Kölner Karneval bedarf sehr viel organisatorischer und inhaltlicher Vorbereitung. Dafür werden auch schon etwa 3 Monate zuvor Meetings und Behördenrunden einberufen, um alle Informationen in die entsprechenden Kanäle zu leiten. Gemeinsam werden dann alle Sicherheitsmaßnahmen im Detail abgestimmt, offene Punkte angesprochen oder Unklarheiten beseitigt. Dies führt letztendlich zu einer transparenten, strukturierten und gemeinschaftlichen Vorbereitung, die eine sichere Basis für den Einsatz an Karneval schafft.“

 Mehr Arbeit für mehr Sicherheitsgefühl

Bereits vor einem Jahr wurde das Sicherheitskonzept erneut angepasst. Für ein maximales Sicherheitsgefühl der Besucher waren über 1.600 zusätzliche Einsatzkräfte aus Polizei und Ordnungsamt vor Ort. Auch die über 300 Sicherheitsmitarbeiter der R.A.D. Sicherheit werden am diesjährigen Karneval wieder zur Personen- und Verkehrsführung an zahlreichen Punkten in der Kölner Innenstadt eingesetzt. Die Projektleiterin berichtet: „Die Personalstärke hat sich als effizient erwiesen und wird daher fast unverändert bleiben.“

Mehr Sicherheitskräfte werden außerdem für das Glasverbot benötigt. Die Aktion „Mehr Spaß ohne Glas“ wurde im Laufe der letzten 10 Jahre konsequent umgesetzt und führe zu einem höheren Bedarf an Sicherheitspersonal, um sie durchzusetzen. Bisher ein voller Erfolg, denn durch die Aktion konnten während des Kölner Karnevals weniger mit Glas in Verbindung stehende Schnittverletzungen und Vermüllungen verzeichnet werden.

„Zusätzliche mechanische Sicherheitsmaßnahmen fungieren hier als Unterstützung unseres Sicherheitspersonals in der Form von Absperrungen und Einlässen zur glasfreien Zone. Sie ermöglichen eine bessere Personenführung und einen kontinuierlichen Zulauf“, ergänzt Lenz.

Neben den personellen Maßnahmen greift während des Kölner Karnevals ein Fahrverbot für Lastkraftwagen über 7,5 Tonnen durch die Kölner Innenstadt. Dieses Verbot gilt zur Weiberfastnacht (28.02.), zum Karnevalssonntag und Rosenmontag (03. und 04.02.).

Die Herausforderungen beim Karneval

Der Rückblick auf das vergangene Jahr zeigt, die Sicherheitsmaßnahmen fruchten. Es gab keine gravierenden Vorfälle. Lediglich das Studentenviertel um die Zülpicher Straße herum musste wegen zu hoher Verdichtung über längere Zeit gesperrt werden, was zu Mindereinnahmen unter den Gastronomen und deren Kritik darüber führte.

Auf ereignisreichen Veranstaltungen, wie dem Kölner Karneval, seien aber auch Ordnungswidrigkeiten und Strafbestände nie gänzlich vermeidbar. Dazu gehören meist Diebstahls-, Vandalismus- oder Körperverletzungsdelikte, die von der Polizei bewertet und übernommen werden. Meist ist hier mit einem oder wiederholten Platzverweisen zu rechnen.

Auch die Personalplanung sei zu Silvester und Karneval wesentlich herausfordernder. Schließlich muss die Verfügbarkeit der Mitarbeiter Monate zuvor geprüft und geblockt werden. Dadurch ist auch die Umplanung bei spontanen Personalausfällen mit mehr Aufwand verbunden als bei kleineren Veranstaltungen.

Eine weitere Herausforderung stammt direkt aus dem karnevalistischem Publikum: Die Kommunikation und Geduld mit den einen oder anderen feierwütigen Besuchern. Häufig reisen diese für den Karneval nach Köln und steuern gezielt die Ansammlungspunkte an. „Um maximale Sicherheit zu gewährleisten, werden wir in diesem Jahr deshalb die Zugänge im Studentenviertel personell und materialtechnisch verstärken sowie vermehrt auf Beschilderung setzen, um eben Verdichtungen wie im vergangenen Jahr an Karneval zu vermeiden. Auch Stolperfallen und Anziehungspunkte, wie Handkarren und Musikanlagen, versuchen wir außerhalb des Karneval-Veranstaltungsgeländes zu halten“, ergänzt Schmaul abschließend.

Fazit

Der Weg zum Ziel maximale Sicherheit bei öffentlichen Großveranstaltungen wie dem Kölner Karneval wird wohl auch in den kommenden Jahren die ein oder andere neue Richtung einschlagen. Schließlich mussten erst viele Erfahrungen gesammelt werden – positive, wie negative – um beim heutigen Sicherheitsstandard anzukommen. Mit Aktionen zum Glasverbot, der Aufstockung von Einsatzkräften sowie mechanischen Sicherheitsmaßnahmen und verstärkter Beschilderung sollen die Karnevalfans auch in diesem Jahr ausgelassen und mit gutem Sicherheitsgefühl feiern können.

Über SECmarket

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