Sicherung von Liegenschaften gegen Sprengstoffanschläge
Die optimalste bauliche Maßnahme steht unter dem Stichwort „Abstand halten“. Eine großzügig bemessene Freifläche rund um das zu schützende Bauwerk ist nach Angaben des Ernst-Mach-Instituts (EMI) der effektivste Sicherheitspuffer. Dies macht natürlich nur Sinn, wenn ein professioneller Perimeterschutz und weitere Maßnahmen (Zutrittskontrolle sowie Kombination von Kameras, Sicherheitspersonal und Detektionssystemen) das Eindringen von unautorisierten Personen/Kfz auf das Betriebsgelände verhindern (vgl. auch Sicherheitsmelder Gefährdung der baulichen Infrastruktur durch detonative Belastungen [Klaus-Henning Glitza].vom 11.3.2013).
Jeder Meter Abstand ein Sicherheitsgewinn
Da der schädlichste Faktor einer Detonation, die Druckwelle, mit zunehmender Entfernung zum Gebäude abnimmt, bedeutet jeder Meter Abstand zum potenziellen Detonationsort einen Sicherheitsgewinn. Im sog. Fernfeld können sich laut EMI zwar Wände, Stützen u.a. des Bauwerks biegen, halten aber im Regelfall Stand. Einstürze treten meist nur bei Nahdetonationen ein. Je größer der Abstand, desto höher folglich die Sicherheit.
Schutzwände stellen eine Alternative dar
Wo nicht genügend Freifläche zur Verfügung steht, bieten sich nach Angaben von Dr.-Ing. Christoph Mayrhofer, Abteilungsleiter Sicherheitstechnologie und Baulicher Schutz am Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik, Ernst-Mach-Institut (EMI), Alternativlösungen an. Optional können auch Schutzwände angebracht werden, die signifikant die Detonationswirkung verringern. An Schutzwänden ist eine Beugung der Druckwelle zu beobachten. Auf diese Weise verringert sich der Druck, bevor er auf das Bauwerk treffen kann. Ein möglichst geringer Abstand zwischen Schutzwand und Gebäude bringt dabei naturgemäß den größten Effekt.
Faserbeton statt Stahlbeton
Üblicher Stahlbeton ist jedoch als Baustoff nur sehr bedingt geeignet. Seitens des EMI wird Faserbeton empfohlen. Diesem werden zur Verbesserung des Bruch- und Rissverhaltens Fasern zugegeben, die wie eine Bewehrung wirken. Faserbetone erlauben zudem aufgrund geringer Bauteilstärken schlanke Konstruktionen, die dem so gefürchteten „Hochsicherheits-Flair“ entgegenwirken.
Faserbetone eignen sich aber auch vorzüglich für die Verstärkung von Bauwerken. Wie eine der Herstellerfirmen mitteilt, könne bereits mit nur vier Zentimeter dünnen Schichten, eingebunden in die Außenwand, „eine erhebliche Steigerung der Schutzwirkung erzielt werden“.
Polymerbeton als weiterer Lösungsweg
Einen weiteren, allerdings kostenintensiven Lösungsweg für die nachträgliche Verstärkung ermöglicht Polymerbeton. Dank seiner speziellen Struktur wirkt dieser Baustoff dämpfend und federt einen beträchtlichen Teil der Druckbelastung ab.
Alternativen zur Schutzwand
Ist auch eine Schutzwand nicht realisierbar, sollte die äußere Umfriedung durch Sicherheitspoller etc. gegen Durchbrüche von Fahrzeugen geschützt werden. Diese Schutzmaßnahme verhindert gleichzeitig, dass Fahrzeuge allzu nah an Gebäude/Betriebsanlagen heranfahren können.
Doch auch Poller können keineswegs an jedem beliebigen Ort eingebaut werden. Sie benötigen zum einem ein nicht überall darstellbares Fundament (z.B. bei hoch liegenden Versorgungsleitungen), zum anderen könnten bauleitplanerische Ausschlussgründe bestehen.
Barrierebildung durch Pflanzsteine und Steinbänke
Dr. Mayrhofer nennt auch hier Alternativen. Statt Pollern könnten auch schwere Pflanzsteine oder Steinbänke die Funktion einer Barriere erfüllen. Das fehlende Fundament könnte dadurch kompensiert werden, dass die Einzelelemente durch Stahlseile miteinander verbunden werden. Dadurch bilde sich eine große mitwirkende Masse.
Praxishinweise
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