Sicherheit

Verwirrung um „Women‘s Safety Area“ in Berlin – Eine Klarstellung

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Seit der Silvesternacht 2015/2016 und den damaligen Vorfällen auf der Kölner Domplatte stehen bundesweit die Silvesterfeiern, gerade in Großstädten, besonders im Fokus. Die Angst, sexuelle Übergriffe als Massenphänomen könnten sich wiederholen, ist omnipräsent. Dabei ist auf Grund der Brisanz des Themas die Debatte von Natur aus hitzig und wird von medialer sowie politischer Seite noch befeuert.

Überarbeitetes Sicherheitsmodell am Brandenburger Tor

Die Berliner Polizei hat gemeinsam mit dem Veranstalter der Feier am Brandenburger Tor zum Jahreswechsel 2017/2018 versucht, der mit dieser Debatte verbundenen Unsicherheit entgegenzuwirken. Einerseits war ein großes Aufgebot von 500 Sicherheitskräften vor Ort. Darüber hinaus hatte die Polizei im Vorfeld Sicherheitshinweise ausgesprochen und diese über ihre eigene Homepage sowie über örtliche Zeitungen vertrieben. Darin wurden die Besucher unter anderem dazu aufgefordert, „klar und unmissverständlich“ darauf hinzuweisen, dass sie „bestimmte Dinge, wie zum Beispiel zu dichtes Herankommen oder Anfassen, nicht wünschen“. Schließlich erfolgte noch der folgende Hinweis:

„Durch den Veranstalter wurde eine Anlaufstelle/Schutzzone für Frauen, die Opfer eines Sexualdeliktes wurden bzw. sich belästigt fühlen, eingerichtet. Diese WOMEN’S SAFETY AREA finden Sie beim DRK im südlichen Bereich der Ebertstraße Süd/Platz des 18. März.
Hierhin können Sie sich wenden, wenn Sie sich belästigt fühlen!“

Wütende Reaktionen allenthalben

Dies sorgte nun für Verwirrung, offensichtlich vor allem auf Grund des Namens dieser Einrichtung. So kam von Vertretern einer im Bundestag vertretenen Partei der Vorwurf, es wäre ein „Antigrapschzelt“, in welches Frauen „vor Übergriffen von Migranten Zuflucht finden sollten“. Die Frauen sollten die Silvesternacht in „bewachten Reservaten“ verbringen, während „nordafrikanische Clans weiterhin unbehelligt unbescholtene Bürger terrorisieren“ dürften. Dies sei ein Novum und komme einer „Kapitulation“ des Rechtsstaats gleich.

Andere prominente Stimmen sprachen auf Internetplattformen von „Gehegen“ für Frauen. Kritik erntete die Maßnahme darüber hinaus auch von Seiten der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG): der Name würde suggerieren, es gäbe sichere und unsichere Zonen. Die Sicherheit von Frauen müsse jedoch, so auch ein führendes Mitglied der Jungen Union Hamburg, überall und jederzeit gewährleistet sein, nicht nur in bestimmten Bereichen.

Offensichtlich stellte man sich also eine Art abgesperrten Bereich vor, ähnlich etwa dem Frauenbereich in Fitnessstudios oder einer Frauensauna, in dem Frauen ungestört feiern könnten.

Anlaufstelle nach Münchener Vorbild

Tatsächlich handelte es sich bei der sogenannten Sicherheitszone jedoch nicht um einen neu hinzugefügten, eigens abgesperrten Bereich für Frauen. Vielmehr war das Berliner Sicherheitskonzept im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert worden. Stattdessen wurde in einem von mehreren Zelten des Deutschen Roten Kreuzes eine spezifische Anlaufstelle geschaffen. Dort standen zwei Mitarbeiter als Ansprechpartner für Betroffene zur Verfügung, die sich belästigt fühlten oder Angst vor Übergriffen hatten, um mit ihnen zu sprechen, sie zu beruhigen und gegebenenfalls zur nächsten Polizeidienststelle zu begleiten.

Diese Idee, auf die sich die Berliner Polizei und der Veranstalter geeinigt hatten, ist kein neues Phänomen, sondern findet seinen Vorläufer auf dem Münchener Oktoberfest. Dort existiert ein ähnliches Konzept („Security Point für Mädchen und Frauen“ genannt) bereits seit 2003 als fester Bestandteil der „Wiesn“. Betrachtet man diesbezüglich die Zahlen zu 2017, haben dort nach der Hälfte der Veranstaltungszeit 116 Frauen das Angebot genutzt, wobei ein Großteil der Fälle das Verlieren von Begleitern und/oder Wertgegenständen beinhalteten. In den sechs Fällen sexueller Übergriffe war viermal der (Ex-)Partner der Täter.

Das Berliner Angebot zur Silvesternacht haben laut Angaben des DRK vier Frauen genutzt.