Gefahrenabwehr

Dienstleistungsfeuerwehren: Unterschätzte Leistungsfähigkeit

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Private Feuerwehren, korrekt auch als Dienstleistungsfeuerwehren bezeichnet, sind eine in Deutschland weitgehend unbekannte Form der Feuerwehr. Wenngleich es sich um keine neue Erscheinung handelt, einzelne Dienstleistungsfeuerwehren gibt es schon seit mehr als 25 Jahren. Ungefähr 25 Unternehmen, die Feuerwehrdienstleistungen anbieten, gibt es derzeit in der Bundesrepublik. Dienstleistungsfeuerwehren sind heute in vielen Bundesländern fester Bestandteil in der betrieblichen Gefahrenabwehr. Von der Versicherungswirtschaft und mittlerweile auch von den Behörden, wird die Dienstleistungsfeuerwehr wie folgt definiert:

„Eine Dienstleistungsfeuerwehr ist eine private Feuerwehr, die auf einem Privatgelände die

Aufgaben einer Werk- oder Betriebsfeuerwehr als nicht unternehmenseigene Feuerwehr erbringt.“

(VdS 2034 Nichtöffentliche Feuerwehren)

Wobei die Regelungen für Dienstleistungsfeuerwehren, sei es zur Zulassung von Feuerwehrfahrzeugen, Nutzung Sondersignal, Zugang zu Feuerwehrschulen und dergleichen in den Bundesländern sehr unterschiedlich geregelt ist. In Deutschland treten die Dienstleistungsfeuerwehren als kommerzielle Anbieter, vor allem in der Stellung von Werk- und Betriebsfeuerwehren, bei Brandsicherheitswachdiensten in Versammlungsstätten oder im Vorbeugenden Brandschutz auf. Das mögliche Aufgabengebiet kann noch wesentlich umfangreicher sein, nämlich vom Sanitätsdienst über den Werkrettungsdienst bis hin zur betrieblichen Höhenrettung und Brandschutzausbildung.

Gerade große Anbieter wie Securitas stellen mittlerweile über 15 Werkfeuerwehren in Unternehmen. Für die Unternehmen ist die Inanspruchnahme einer Dienstleistungsfeuerwehr natürlich attraktiv. Denn auf Grundlage von einem Vertrag und einem festen Preis weiß man als Unternehmen genau, was man für sein Geld bekommt. Gerade im Vergleich zur eigenständigen Aufstellung einer Werkfeuerwehr ist das ein Vorteil, da man sich um die Beschaffung und Wartung von Ausrüstung und Fahrzeugen oder hinsichtlich Personal und Ausbildung keine Gedanken machen muss. Dafür ist immer die Dienstleistungsfeuerwehr verantwortlich.

Leistungsfähigkeit bewiesen

Gerade in den letzten Jahren sind die Dienstleistungsfeuerwehren und deren Leistungsfähigkeit immer wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gekommen. So gab es zwei große Tunnelprojekte, bei denen die Tunnelfeuerwehr durch eine Dienstleistungsfeuerwehr gestellt wurde. Das betrifft den Tunnelbau am Katzenbergtunnel, hier kam die Dienstleistungsfeuerwehr von Falck zum Einsatz oder aktuell bei der S21-Baustelle in Stuttgart. Oder wie in Mannheim, wo die Dienstleistungsfeuerwehr SBF eingesetzt war, als im laufenden Betrieb ein großes Kaufhaus saniert wurde. So musste das Kaufhaus nicht schließen. Zudem kommen seit der Flüchtlingskrise vermehrt Dienstleistungsfeuerwehren im Auftrag von Behörden zum Einsatz, wenn es um die Brandsicherheit in großen Flüchtlingsunterkünften geht.

Hier sei beispielhaft nur Gießen genannt, wo eine Dienstleistungsfeuerwehr zur Entlastung der kommunalen Berufsfeuerwehr und Freiwilligen Feuerwehr beauftragt wurde, da es täglich mehrfach zu Brandmelde-Alarmen in einer Flüchtlingsunterkunft gekommen ist. Eine Feuerwehr-Staffel mit sechs Feuerwehrkräften und einem Löschfahrzeug sorgten hier für die notwendige Entlastung. Dieses Beispiel zeigt aber gut, wie sich eine Dienstleistungsfeuerwehr und eine öffentliche Feuerwehr ergänzen können.

Kein Ersatz für öffentliche Feuerwehren

Leider ist eine solche Zusammenarbeit keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Oft wird in der Dienstleistungsfeuerwehr ein „Feind“ gesehen, der Freiwillige Feuerwehren oder Berufsfeuerwehren womöglich ersetzen könnte. Und auch bei den Werkfeuerwehrverbänden gibt es teils große Vorbehalte gegenüber Dienstleistungsfeuerwehren. Sei es hinsichtlich dem Verdienst oder dass  oftmals die fehlenden Betriebskenntnisse bemängelt werden. Diese Ängste sind unbegründet, wenn man sich sachlich mit dem Thema auseinandersetzt. Die Dienstleistungsfeuerwehren werden in Deutschland sicherlich keine Freiwillige Feuerwehr oder eine Berufsfeuerwehr ersetzen.

Eine Dienstleistungsfeuerwehr könnte aber eine Ergänzung sein. Zum Beispiel bei bestimmten Aufgaben wie Brandsicherheitswachen, der Einbindung in den Katastrophenschutz oder bei der Sicherung der Tagesalarmverfügbarkeit, um nur ein paar mögliche Zukunftsfelder der Zusammenarbeit aufzuzeigen. Warum Dienstleistungsfeuerwehren kein Ersatz für die kommunalen Feuerwehren sein können, liegt auf der Hand. Neben der rechtlichen Lage kämpfen Dienstleistungsfeuerwehren mit denselben Problemen, wie auch hauptberufliche kommunale Feuerwehren. Es fehlt nämlich an genügend Nachwuchs. So bleiben nicht selten Stellen lange Zeit unbesetzt. Nur an der Bezahlung kann es im Übrigen nicht liegen, schließlich haben die Berufsfeuerwehren die gleiche Problematik.

Dienstleistungsfeuerwehren sind kein Ersatz für kommunale Feuerwehren, sie sind auch keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit. Daher wäre es wünschenswert, wenn gerade Feuerwehrverbände und kommunale Feuerwehren entspannter mit dem Thema umgehen würden. Dienstleistungsfeuerwehren haben ihre Leistungsfähigkeit in den letzten Jahrzehnten bewiesen. Die Dienstleistungsfeuerwehr daher als „Feind“ zu sehen, wird der Sache jedenfalls nicht gerecht.