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Brandursachen 2022 und Brandstatistiken in Deutschland

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Die Ursachenstatistik Brandschäden 2022 des IFS e.V. sowie die GDV-Blitzbilanz 2022 bieten Orientierung hinsichtlich des Brandgeschehens in Deutschland und dessen Ursachen. Eine umfassende bundesweite Brandstatistik bleibt jedoch weiterhin ein Desiderat.

Täglich wird in der Presse von Bränden berichtet. Meist dann, wenn es sich um einen besonders großen Brand handelt oder es Brandopfer gibt. Eine wichtige Frage, die sich stets in Hinsicht auf einen Brand stellt, ist die nach dessen Ursache. Ein Brand kann viele auslösende Faktoren haben: vom „klassischen“ Kurzschluss bis hin zu Brandstiftung oder Blitzschlag. Das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer e.V. (IFS e.V.) hat jüngst eine Statistik zu Brandursachen veröffentlicht. Während sie zum einen die Brandursachen für das Jahr 2022 erfasst, beinhaltet sie zum anderen eine Langzeitbetrachtung der Ursachen von 2002 bis 2022.

Brandursachen im Überblick

Rund 2000 Brände wurden vom IFS e.V. für die Brandursachenstatistik von 2022 untersucht. Die drei häufigsten Gründe für das Entstehen von Bränden waren dabei folgende:

  • „Elektrizität“ (28%)
  • „Menschliches Fehlverhalten“ (25%)
  • „Überhitzung“ (9%)

Weitere Ursachen waren „Brandstiftung (8%)“, „Feuergefährliche Arbeiten“ (3%), „Offenes Feuer“ (2%), „Selbstentzündung“ (2%) und „Explosion“ (1%). Darüber hinaus fielen 22% in die Kategorie „Sonstiges/Unbekannt“.

In der Langzeitbetrachtung von 2002 bis 2022 stehen an den ersten drei Stellen ebenfalls:

  • „Elektrizität“ (32%)
  • „Menschliches Fehlverhalten“ (19%)
  • „Überhitzung“ (9%)

„Brandstiftung“ stellt mit 9% erneut die vierthäufigste Brandursache dar. Auch die übrigen Brandursachen gestalten sich prozentual gesehen ähnlich: „Feuergefährliche Arbeiten“ (3%), „Offenes Feuer“ (3%), „Selbstentzündung“ (2%), „Explosion“ sowie „Sonstiges/Unbekannt“ (21%).

Beim Blick auf die Statistik des IFS e.V. stechen zwei Aspekte besonders ins Auge: zum einen der sehr hohe Anteil von Elektrizität als Brandursache, zum anderen die erhöhte Prozentzahl in den Bereichen „Brandstiftung“ und „Menschliches Fehlverhalten“. Dabei verstecken sich hinter Bezeichnungen wie „Menschliches Fehlverhalten“ beispielsweise der falsche Umgang mit Kerzen. Unbewachte brennende Kerzen sind nicht zuletzt in der Adventszeit eine häufige Brandursache.

Blitzeinschlag als Brandursache

Die Statistik des IFS e.V. bietet eine gute Orientierung. Doch nicht alle möglichen Brandursachen werden darin erfasst oder gesondert ausgewiesen – so etwa der Blitzschlag, der als Brandursache nicht zu unterschätzen ist. Gerade in den Sommermonaten mit häufigen Gewittern kommt es regelmäßig zu Blitzeinschlägen und damit verbundenen Schäden, zu denen auch ein Brand zählen kann.

Insbesondere der Dachstuhlbrand ist in diesem Zusammenhang zu nennen. Welche Bedeutung bereits dieser eine Bereich besitzt, zeigt die Blitzbilanz vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). So kam es im Jahr 2022, in rund 160.000 Fällen, zu Blitz- und Überspannungsschäden von 170 Millionen €. Der Durchschnitt der Schäden liegt bei 1070 €, womit er im Vergleich zum Vorjahr (durchschnittlich 990 €) leicht angestiegen ist.

Dieser Anstieg der durchschnittlichen Schadenshöhe ergibt sich vor allem aus der zunehmenden elektronischen Ausstattung der Haushalte. Zu nennen ist vor allem das Smarthome, das immer bedeutsamer wird und bei einem Blitzeinschlag zur Steigerung der Schadenshöhe führt.

2022 kein normales Jahr

Generell war 2022 kein normales Jahr hinsichtlich Blitz- und Überspannungsschäden. Verglichen mit 2021 kam es zu einem Rückgang der Schäden von 40 Millionen €. Die Anzahl der Schadensfälle verringerte sich um 50.000. Der Grund hierfür liegt in der abnehmenden Zahl sog. Wolke-Erde-Blitze. Während es im jährlichen Durchschnitt zu ca. 670.000 Wolke-Erde-Blitzen kommt, wurden 2022 lediglich rund 240.000 davon gezählt. Seit 1999 war das der niedrigste Wert.

Um die Zahlen zu den Blitzen besser einordnen zu können, ist es hilfreich zu wissen, dass es bei Gewittern verschiedene Formen von Blitzen gibt. Neben dem Wolke-Wolke-Blitz, der 90% des Blitzgeschehens eines Gewitters ausmacht, existiert der bereits erwähnte Wolke-Erde-Blitz, der für Menschen und Bauten gefährlich ist. Dabei können hinsichtlich ihrer Spannung gravierende Unterschiede bestehen.

Dieser kurze Ausschnitt aus der GDV-Blitzbilanz sowie die damit verbundenen Zahlen zeigen, dass eine solche Brandursache keinesfalls unterschätzt werden darf. Nicht nur wegen der Fallzahlen, sondern auch wegen der Komplexität des Phänomens. Möchte man im Sinne des Brandschutzes darauf reagieren, sind Blitzschutzsysteme als Schutzinstrument unerlässlich. Doch um in der Lage zu sein, die Bedeutung von Blitzen als Brandursache zu erkennen, sind vollumfängliche Brandstatistiken notwendig.

Mangel an bundesweiter Brandstatistik

Jenseits der Statistik des IFS e.V. existiert in Deutschland bedauerlicherweise keine einheitliche und offizielle Brandstatistik. Das betrifft nicht nur die Brandursachen, sondern auch allgemein die Anzahl an Bränden und Brandopfern.

Deutschlandweit ist die Statistik des IFS e.V. leider die einzige Statistik, die annäherungsweise einen Einblick in die Brandursachen ermöglicht. Für ein großes und modernes Industrieland wie Deutschland ist dieser Zustand untragbar.

Die Ursache hierfür ist leicht auszumachen: So ist sowohl das Feuerwehrwesen als auch die polizeiliche Brandursachenermittlung auf der Ebene der Bundesländer organisiert. Je nach Bundesland gibt es entsprechende Statistiken.

Auf Bundesebene sind hingegen keine Ministerien oder Behörden zu finden, die daraus eine einheitliche Statistik generieren würden. Eine einheitliche bundesdeutsche Brandstatistik wäre jedoch dringend erforderlich – beispielsweise im Hinblick auf den vorbeugenden Brandschutz. Eine solche Brandstatistik könnte aufzeigen, wo die Schwachstellen in den Bereichen des baulichen oder technischen Brandschutzes liegen.

Bereits aus der Brandursachenstatistik des IFS e.V. lässt sich ableiten, dass die Brandschutzaufklärung in ihrer derzeitigen Form nicht ausreichend ist. In Anbetracht von 25% „Menschliches Fehlverhalten“ als Brandursache im Jahr 2022 bzw. 19% in der Langzeitbetrachtung von 2002 bis 2022 wird der Verbesserungsbedarf in diesem Bereich evident.

Private Initiativen zu Brandstatistiken

Über den IFS e.V. hinaus sind weitere private Initiativen zur Erfassung von Brandursachen zu verzeichnen. So bemüht sich die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) um die Einführung einer Brandstatistik, in der direkt Daten zu Einsätzen von Feuerwehren erhoben werden, die sich an dem Projekt beteiligen.

Zusätzlich gibt es einrichtungsbezogene Brandstatistiken, die von Brandschutzverbänden und Privatpersonen geführt werden. Neben einer Statistik für Brände in Flüchtlingsunterkünften, gibt es noch eine für Brände in Krankenhäusern und Pflegeheimen.

In Bezug auf all diese Initiativen ist stets zu beachten, dass sie nur einen begrenzten Einblick in das tatsächliche Brandgeschehen in Deutschland gewähren. Die Zahlen und Erkenntnisse können daher nicht 1:1 übernommen werden. Vielmehr lässt sich aus diesen lediglich schließen, dass Verbesserungsbedarf in Hinsicht auf Brandursachenerfassung und Brandschutzmaßnahmen besteht.