Wirtschaftsraum Westafrika
Die Bedeutung des Raums, der im Wesentlichen die Staaten Senegal, Gambia, Guinea-Bissau, Sierra Leone, Mali, Burkina-Faso, Liberia, Elfenbeinküste, Ghana, Benin und Nigeria umfasst, wurde nach dem Besuch der US-amerikanischen Außenministerin Hillary Clinton im August 2012 deutlich, als diese die neue US-Afrika-Doktrin erläuterte. Danach streben die Vereinigten Staaten eine belastbare Partnerschaft in dieser Region mit dem Ziel der Ausweitung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen an.
Die Staaten Benin, Burkina-Faso, Elfenbeinküste, Guinea-Bissau, Mali, Niger, Senegal und Togo sind in der westafrikanischen Währungsunion Union Economique et Monetaire Ouest Africaine – UEMA – zusammengeschlossen und bilden eine Währungs- und Wirtschaftsunion auf Basis des CFA – Franc BCEAO – Franc de la Communaute Financiere d ‚Afrique der Banque Centrale des Etats de l’Afrique de l’Ouest – BCAO. Der Communaute economique des Etats de l ´Afrique l’OÓest -CEDEAO /Economic Community of West African States – ECOWAS gehören die Staaten: Benin, Burkina-Faso, Elfenbeinküste, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kap Verde, Liberia, Mali, Niger, Nigeria, Senegal, Sierra Leone und Togo an. Zusätzlich sind die Elfenbeinküste, Guinea, Liberia und Sierra Leone in der Mano-River-Union zusammengeschlossen, zu deren Zielen die wirtschaftliche Erschließung der Teilnehmerstaaten gehören. Für das Jahr 2015 ist die Schaffung einer gemeinsamen Zentralbank und die Einführung einer gemeinsamen Währung mit der Bezeichnung „Eco“ geplant.
In diesem Raum entwickelt auch die VR China umfassende Wirtschaftskooperationen. Auch Russland unterstreicht seine Interessen in den Staaten West-Afrikas. So wurde kürzlich der nationale nigerianische Aluminiumproduzent ALSCON an das russische Stahl-Konsortium RUSAL verkauft.
Bodenschätze in der Region
Die Staaten Westafrikas verfügen u.a. über umfangreiche Vorkommen an:
- Erdöl, Erdgas (Nigeria, Gabun, Elfenbeinküste),
- Bauxit, Kupfer (Sierra Leone),
- Gold (Sierra Leone, Mali),
- Diamanten (Sierra Leone) sowie
- Phosphate, Kaolin und Uran im Norden von Mali.
In Westafrika können weitere, noch nicht erkundete Bodenschätze erwartet werden.
Deutscher Außenhandel mit Staaten in Westafrika
Die deutsche Wirtschaft hat 2010-2012 Waren und Dienstleistungen an Staaten in Westafrika in Höhe von Mrd.US-Dollar exportiert (Quelle: Statistisches Bundesamt 2013 – Basisdaten Warenausfuhr insgesamt):
Benin | 0,4 | Mali | 2,0 | ||||
Burkina-Faso | 1,3 | Niger | 0,5 | ||||
Elfenbeinküste | 11,0 | Nigeria: | 86.6 | ||||
Gabun | 5,4 | Sambia | 7,2 | ||||
Gambia | 0,0 | Senegal | 2,5 | ||||
Ghana | 5,2 | Sierra Leone | 0,0 | ||||
Guinea | 0,8 | Togo | 0,9 | ||||
Guinea-Bissau | 0,0 |
Der „Deutsche Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft“ hat in einer Studie 2012 die Chancen der deutschen Wirtschaft, insbesondere für mittelständische Unternehmen, für Exporte nach Afrika untersucht. Die Studie enthält eine Rangfolge der ökonomischen Indikatoren und daraus abgeleitet, einen Index für mögliche Engagements deutscher Unternehmen. Rangfolge-Index: Nigeria: 2, Ghana: 15, Sambia: 16, Gabun: 19, Mali: 28, Sierra Leone: 30, Burkina-Faso: 33, Gambia: 34, Senegal: 36, Benin: 40, Elfenbeinküste: 41, Niger:41, Kamerun: 43, Guinea-Bissau: 46, Togo: 47, Guinea: 48.
Besondere Chancen bestehen nach Auffassung der Autoren dieser Studie für eine Geschäftstätigkeit deutscher Unternehmen in Nigeria. Hier können auch in den kommenden Jahren umfangreiche staatliche Aufträge im Bausektor erwartet werden. Auch im Gesundheitssektor besteht großer Nachholbedarf, der durch entsprechende Mittel aufgeholt werden soll. Schwerpunkt hierbei ist offenbar die Medizintechnik. Allerdings befindet sich der Kommunikationssektor in Nigeria fast ausschließlich in südafrikanischer Hand.
Nigeria verfügt über einen eigenen Kommunikationssatelliten, der die Anbindung des Landes an die internationale Kommunikation sicherstellt. Basis für die landesweite Kommunikation sind Mobilfunknetze unterschiedlicher Standards.
Sicherheitsaspekte
Im Rahmen der „Operation Enduring Freedom – OEF“ betreiben die Vereinigten Staaten schon seit geraumer Zeit intensive Nachrichtengewinnung in West- und Zentralafrika. Auch Frankreich ist in dieser Region, besonders im „frankophonen“ Teil Afrikas mit nachrichtendienstlichen Kräften präsent. Ziel der Operationen ist die Eindämmung terroristischer Aktivitäten, die im Falle von Mali durchaus zu einer Übernahme der Regierungsgewalt durch militante islamistische Aktivisten hätte führen können.
In diesem Falle hätte das Land künftig als Rückzugs- und Ruheraum für islamistische Terroristen dienen können, deren Verbindungen bis nach Europa reichen. Auch konnte nicht ausgeschlossen werden, dass Mali dann als Basis für künftige terroristische Aktivitäten in Afrika und Europa gedient hätte und islamistische Kräfte auch Einfluss in den Nachbarstaaten gewonnen hätten. Dies kann besonders für westafrikanische Staaten mit einem hohen islamischen Bevölkerungsanteil, z.B. in Nigeria, gelten.
Die französische Militärintervention unter der Bezeichnung „OPERATION SERVAL“ auf Bitten der malischen Regierung wird sicherlich eine Machtübernahme durch die noch im Land befindlichen islamistischen Rebellen verhindern. Ob diese Operation allerdings in einigen Wochen beendet werden kann, bleibt ungewiss. Die französischen Streitkräfte setzen gegenwärtig zwei Kräftegruppierungen mit 2500 Mann in Regimentsstärke, Kommandoeinheiten und Heeresfliegerkräfte ein und befinden sich auf dem Vormarsch in Richtung auf Zentral- und Nordmali.
In Dakar stationierte Aufklärungsflugzeuge überwachen die Wüstenregion Zentral- und Nordmalis. Die französische Luftwaffe operiert gegen aufständische Tuareg-Gruppierungen und islamistische Rebellen in Zentral- und Nordmali von Basen aus Burkina-Faso, vermutlich wird auch die Basis Quangadogou, auf der auch US-amerikanische Aufklärungskräfte stationiert sein sollen, durch die französische Luftwaffe genutzt. Ein französischer Luftwaffeneinsatz von Basen im Tschad erscheint auf Grund der Entfernung zu Mali eher unwahrscheinlich.
Eine Reihe von NATO -Staaten, darunter Großbritannien, Kanada und Deutschland haben logistische Unterstützung für die Operation zugesagt. Offenbar transportieren britische Luftfahrzeuge bereits französische Kampffahrzeuge nach Mali. Auch ECOWAS wird sich mit geringen Truppenkontingenten an der französischen Operation beteiligen. Größter Truppensteller ist Nigeria mit insgesamt 700 Soldaten. Ob die ECOWAS-Kontingente, mit deren Eintreffen in den nächsten Wochen gerechnet wird, die Kampfkraft der französischen Interventionskräfte wird verstärken können, bleibt abzuwarten.
Praxishinweise
|
Quellen: Marktchancen in Afrika 2011/12 – Potenzial für den deutschen Mittelstand;
Robert Kappel und Tina Schneidenbach: China in Afrika: Herausforderungen für den Westen.