Sicherheitskonzepte

Energieversorgung im Unternehmen als Flaschenhals der Unternehmenssicherheit

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Betriebliches Risiko- und Krisenmanagement

Zu Beginn des Erfahrungsaustauschs informierte Kathrin Stolzenburg vomBundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Bonn, über die Aspekte des betrieblichen Risiko- und Krisenmanagements mit Fokus auf die Stromversorgung sowie Verknüpfung eines betrieblichen Risikomanagements mit dem behördlichen Krisenmanagement.

Nicht nur kritische Infrastrukturen wie Wasserversorgung oder Telekommunikation sind bei Stromausfällen betroffen: Nach bestimmten Vorkehrplänen können auch Unternehmen als „kritische Strukturen“ in Notfallpläne der Katastropheneinrichtungen einbezogen werden. Nach Frau Stolzenburgs Ausführungen ist der Schutz in Deutschland sehr hoch. Jedoch sei es nicht komplett auszuschließen, dass Versorgungsengpässe die Infrastrukturen in Unternehmen bedrohen können.

Nach Analyse der Bundesnetzagentur sei im letzten Jahr durchschnittlich für ca. 15 Minuten der Strom in Deutschland je Versorgungsteilnehmer ausgefallen. Das BBK geht bei einem Krisenszenario von einem Maximalausfall von 72 Stunden aus, innerhalb derer noch Krisenmaßnahmen greifen können. Sollte es tatsächlich in Deutschland zu einem kompletten Netzausfall kommen, so wäre, nach ihren Darlegungen, mit einem massiven Problem im Bereich der Privathaushalte als auch auf Unternehmensseite zu rechnen. Die Folgekette wäre nicht abzuschätzen; mit weiteren externen Einflüssen auf weitere Infrastrukturen und die gegenseitige Vernetzung würde nicht nur die komplette Wirtschaft in Deutschland lahmliegen.

Zur Vorbeugung verwies die Referentin auf die Infobroschüren des BBK wie z.B. „Krisenhandbuch Stromausfall“ oder „Leitfaden Notstromversorgung“, die sowohl für Privatpersonen als auch als Beispielprävention für Unternehmen geeignet sind und auf der Homepage des BBK unterwww.bbk.de herunterzuladen sind. Schlussendlich meinte die Referentin, dass die Zuständigkeiten bei einem massiven Stromausfall bei den Netzbetreibern für die Wiederherstellung der Versorgungssicherheit blieben. Prävention und mögliche Vorkehrmaßnahmen für Privatpersonen als auch für Unternehmen lägen jedoch in eigener Verantwortung.

Netzstrukturen und Netzanbindung

Zweiter Referent des Treffens war Christian Werner von den Pfalzwerken Netz AG, Ludwigshafen. Als Tochter der Pfalzwerke ist das Ziel des Unternehmens, ländliche Gebiete in Rheinland-Pfalz und zum Teil im Saarland sicher mit Strom zu versorgen. Zwar beziehen die Pfalzwerke Netz AG den Strom vom Markt und sind kein Eigenenergieerzeuger; der vorgelagerte Netzbetreiber Amprion stünde nach Christian Werner in direkter Pflicht. Der Bezug der Pfalzwerke Netz AG direkt auf die Versorgungssicherheit von Höchstspannungs-, Hoch- und Niederspannungskunden ist jedoch oberstes Ziel.

Nach Werners Ausführungen ist der Komplettausfall nicht das eigentliche Problem, sondern der Netzspannungsabfall, der sich im Bereich von Millisekunden über das ganze Netz verbreiten kann, z.B. durch Blitzschlag oder umgefallene Bäume. Schon diese kaum wahrnehmbaren Spannungsverluste können Dominoeffekte in Unternehmen verursachen. Wie sich die Spannungsstörungen dann beim Kunden auswirken, verdeutlichte der Referent anhand vielerlei Probleme und zeigte entsprechende Problemlösungen auf.

Grundsätzlich ist nach seinen Ausführungen die Netzsicherheit für Unternehmen bezüglich der Produktionssicherheit gegeben. Dies bedeutet aber nicht, dass aufgrund von Großereignissen wie Wetterkapriolen oder auch menschlichem Ermessen durch Fehlschaltungen innerhalb europäischer Stromtrassen Über- bzw. Unterversorgungen zu Teilabschaltungen von Endverbrauchern und auch Unternehmen führen kann. Dass alle Unternehmen gleichzeitig vom Netz genommen werden, ist nach seiner Ansicht äußerst unwahrscheinlich. Selektiv werden eher einzelne Verbraucher nach einem Zufallsprinzip bei Ausfällen vom Netz getrennt, um andere Bezieher zu schützen – eben diese Abschaltungen verursachen dann aber beim Unternehmen durchaus schwere Probleme, wenn keine Vorkehrungen getroffen sind. Auch wenn die jeweiligen Netzbetreiber Vorkehrungen träfen, so ist eine absolute Versorgungssicherheit auch in Deutschland nicht zu gewähren. Entsprechend appellierte er, wie auch seine Vorreferentin vom BBK, Pufferlösungen und Sicherheitsvorkehrungen für die Gewährleistung der Produktionssicherheit, als auch der Werks- und Standortsicherheit, in Unternehmen zu treffen.

Über den IHK-Arbeitskreis „Sicherheit in der Wirtschaft“

Seit Jahren bietet der Arbeitskreis „Sicherheit in der Wirtschaft“ an der IHK Rhein-Neckar eine Plattform für Erfahrungsaustausch, Information und Diskussion zwischen den Sicherheitsverantwortlichen der Mitgliedsunternehmen und Vertretern von Behörden, Fachfirmen und Sicherheitsorganisationen.

In drei Veranstaltungen pro Jahr werden im Rahmen von Vorträgen, Workshops, Podiumsdiskussionen, Exkursionen und Präsentationen Themenschwerpunkte aus den Bereichen Brand- und Explosionsschutz, Umweltschutz und Unternehmenssicherheit/Werkschutz behandelt. Im Mittelpunkt steht die Sicherheitsarbeit in der Region und deren praktische Umsetzung im Unternehmen. Fachlich unterstützt wird der Arbeitskreis dabei durch den Verband für Sicherheit Baden-Württemberg e.V., Stuttgart, der auch den Informationsverbund zu anderen Arbeitskreisen in Baden-Württemberg organisiert und kompetente Referenten vermittelt. Die Leitung des Arbeitskreises liegt ehrenamtlich bei Herrn Bernd Baum, Leiter Werkschutz der Heidelberger Druckmaschinen AG, Wiesloch und Heidelberg sowie Herrn Thomas Steinhorst, Ziegle GmbH Sicherheit und Bewachung, Ludwigshafen. Der Arbeitskreis wird in Kooperation mit der IHK Pfalz, Ludwigshafen (zuständig Kathrin Mikalauskas) und deren Mitgliedsbetrieben organisiert.

Der Arbeitskreis fördert bewusst die Kontaktaufnahme und -pflege zwischen den Teilnehmern, um einen dynamischen und kontinuierlichen Erfahrungsaustausch auch über die Sitzungen hinaus zu gewährleisten. Derzeit profitieren ca. 170 Sicherheitsverantwortliche aus den Mitgliedsfirmen der IHK Rhein-Neckar und IHK Pfalz von diesem kostenlosen Angebot.

 

Quelle:

IHK24: Arbeitskreis Sicherheit in der Wirtschaft, auf rhein-neckar.ihk24.de