Sicherheit

Steigende Angst vor Einbrechern: Dörfer im Focus krimineller Banden

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Traumatisches Erlebnis: Einbruch

Ein Einbruch in den eigenen vier Wänden, für die meisten Menschen ein Schock. Neben dem rein materiellen Schaden werden die Betroffenen in ihrer Privatsphäre verletzt. Die Schädigung des persönlichen Sicherheitsempfindens kann gravierende und nachhaltige psychische Folgen haben. Angstzustände und Schlaflosigkeit sind die häufigsten Auswirkungen nach einer solchen Tat, einhergehend mit schweren Selbstvorwürfen (eigene Fehler könnten die Tat ja begünstigt haben). Je nach Schwere dieser Belastung benötigen die Betroffenen psychologische Hilfe. Und auch wenn die akute Panik zumeist nach einer Weile wieder abflaut, bleibt das ungute Gefühl der Verunsicherung und die Angst vor einem weiteren Einbruch bestehen.

Entwicklung der Haus- und Wohnungseinbrüche

2013 wurden 149.500 Einbrüche registriert, etwas über 5.500 Fälle mehr, als im Jahr zuvor. Demnach passiert in Deutschland etwa alle 3,5 Minuten ein Einbruch, bzw. wird ein Einbruch versucht.

Für 2014 werden noch höhere Fallzahlen prognostiziert. Die Aufklärungsquote der Einbruchsdiebstähle lag mit ca. 15,4 % im bundesweiten Durchschnitt sehr niedrig und entspricht dem schlechtesten Wert seit Mitte der 1990er Jahre. Die Angst vor Einbrüchen ist vor allem in den Herbst- und Wintermonaten hoch, jedoch richten sich Einbrecherbanden und Einzeltäter nicht nur nach der früh eintretenden Dunkelheit. Auch Ferienzeiten werden genutzt.

Dörfer im Visier

Dass besonders Dörfer attraktiv für Einbrecher sind, ist kein Novum: Das „optimale Haus“ für einen Einbrecher steht am Rande eines kleinen Dorfes. Die Polizeipräsenz ist dort sehr gering, entsprechend  lange dauert es, bis die Beamten vor Ort sind. Die Grundstücke sind meist größer, von außen einfach zu betreten und nachts wird in kleinen Ortschaften die Straßenbeleuchtung ausgeschaltet.

In Dörfern kommt es zudem häufiger vor, dass die Menschen ihr Haus / ihre Garage oder ihren Keller nicht abschließen. Als gefährdet gelten vor allem Dörfer, die über eine nahe Autobahnanbindung verfügen. Zudem bereiten professionelle Einbrecher ihre Taten vor und beobachten meist über mehrere Tage vor einem Einbruchsversuch ihre Zielobjekte. Dabei prüfen sie die Lage des Hauses, Beleuchtung, Hunde, Mauern und möglichen Sichtschutz (z.B. Bäume und Hecken). Ebenso versuchen Einbrecher den Tages-Rhythmus der Bewohner kennenzulernen, um unbeaufsichtigte Zeiten festzustellen. Beim Ausspähen verschaffen sie sich mitunter sogar unter Vorwand Zutritt zum Haus, beispielsweise in dem sie sich als Vertreter ausgeben, den Stromzähler ablesen oder angeblich die Installation eines Rauchmelders überprüfen wollen.

Präventionsmaßnahmen

Bundesweit gibt es rund 300 Kriminalpolizeiliche Beratungsstellen, die nicht nur Tipps geben, sondern sich auch die Liegenschaften bei einem Ortstermin anschauen. Dass man sich vor Diebstahl und Einbruch schützen kann, zeigt die Erfahrung der Polizei: Bei über einem Drittel der Einbrüche bleibt es beim Versuch, nicht zuletzt wegen sicherungstechnischer Einrichtungen, die mindestens den Tatablauf verzögern und somit das Risiko, entdeckt zu werden, erhöhen. Aber auch durch richtiges Verhalten und aufmerksame Nachbarn können Einbrüche verhindert werden. Professionelle Einbrecher arbeiten schnell, um nicht entdeckt zu werden. Schaffen sie es nicht, binnen drei bis fünf Minuten in das Objekt zu gelangen, brechen sie meist ihr Vorhaben ab. Entsprechend können zusätzliche Fenster– und Türverriegelungen, aber auch Alarm– und Lichtsteuerungssysteme, die beispielsweise mit dem Smartphone bedient werden können, einen potentiellen Einbrecher abschrecken.

Allgemeines Interesse

Meldungen über Wohnungseinbrüche nehmen direkten Einfluss auf Sicherheitsempfinden und Kriminalitätsfurcht der Menschen. Auch weil die Polizei die Stationierung und Frequentierung von Beamten in Dörfern und Kleinstädten in den letzten Jahren aufgrund personeller Engpässe stets weiter zurückfahren musste, greifen immer mehr Hauseigentümer auf bauliche Sicherheitsmaßnahmen, ein nachbarschaftliches Sicherheitsnetzwerk und Abschreckung (z.B. durch Kamera-Attrappen, oder Aufkleber mit der Aufschrift „Vorsicht! Wachsamer Nachbar“, der Teil der Medienreihe zum Schutz vor Einbruchsdiebstahl der Polizei ist) zurück.

Praxishinweise:

  • Wohnungseinbrüche stellen aufgrund ihres Anstieges und der geringen Aufklärungsquote ein gravierendes sicherheitspolitisches Problem dar.
  • Berichte über Einbrüche im persönlichen Nahraum nehmen direkten Einfluss auf die Kriminalitätsfurcht der Menschen.  
  • Das Bedürfnis nach Absicherung zeigt sich in der steigenden Nachfrage an Sicherheitssystemen, Abschreckungsmaßnahmen, aber auch in der Aufstockung der Hausratsversicherungen.
Quellen:

Programm Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (Hrsg.): Sicher wohnen – Einbruchschutz, Ungebetene Gäste, Infobroschüre (zuletzt aufgerufen am 26.02.2015).

Richly, S.:Angst vor Einbrechern – So können Sie sich schützen, in: Augsburger Allgemeine vom 28. Oktober 2014 (zuletzt aufgerufen am 26.02.2015).