Organisations- und Führungskonzepte

Konzepte für Schutz und Sicherheit und Sicherheitsorientiertes Kundengespräch

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Der Sicherheitsmarkt in der Bundesrepublik Deutschland hat sich in den letzten Jahren zu einem immer stärkeren Wirtschaftsfaktor entwickelt. Im Jahr 2002 gehörte die Schaffung der Berufsausbildung zur „Fachkraft für Schutz und Sicherheit“ zu einem dieser bedeutenden Meilensteine. Mit der ersten Novellierung der Berufsausbildung im Jahr 2008 wurden die Prüfungsbereiche „Konzepte für Schutz und Sicherheit sowie das „Sicherheitsorientierte Kundengespräch“ eingeführt. Zeit für ein erstes Resümee. Welche Themenbereiche sind in der Abschlussprüfung relevant, welche Inhalte wurden seither abgefragt und wie kamen die Prüflinge mit dem zur Verfügung stehenden Zeitrahmen zurecht?

I. Konzepte für Schutz und Sicherheit

Um ein Konzept entsprechend erstellen und sich auf mögliche Fragestellungen vorbereiten zu können, ist zunächst das Anforderungsprofil an die Prüfung zu analysieren. Die Verordnung über die Berufsausbildung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit vom 21. Mai 2008 gibt dazu folgende Vorgaben:

Der Prüfling soll nachweisen, dass er unter Anwendung der Rechtsgrundlagen

a) Maßnahmen der Sicherung und präventiven Gefahren­abwehr planen, durchführen, dokumentieren und über­wachen,

b) sicherheitsrelevante Sachverhalte ermitteln und zur Aufkllärung beitragen,

c) Gefährdungspotentiale beurteilen, Risiken identifizieren, analysieren und bewerten sowie

d) Sicherheitsleistungen auch unter Berücksichtigung von Teamarbeit planen kann;

2. der Prüfling soll schriftlich ein Konzept für Schutz und Sicherheit erarbeiten;

3. die Prüfungszeit für die Erarbeitung des Konzeptes beträgt 90 Minuten.

In der Regel sind die unter 1. a) – c) genannten Voraussetzungen als erfüllt anzusehen, wenn das Konzept auf Grundlage der von der ZPA Nord-West verwendeten Gliederung erfolgt:

  • Informationssammlung,
  • Risikobewertung,
  • Schutzzieldefinition,
  • Maßnahmen,
  • Kostenaufstellung und
  • Empfehlung.

Der fachliche Rahmen im Prüfungsteil „Konzepte für Schutz und Sicherheit“ wird vom Prüfungskatalog der ZPA Nord-West abgesteckt. Folgende Themenbereiche finden sich darin wieder: Schutz und Sicherheit; Arbeitsorganisation, Informations-/Kommunikationstechnik; Qualitätssichernde Maßnahmen; Sicherheitstechnische Einrichtungen und Hilfsmittel; Ermittlung, Aufklärung und Dokumentation; Markt- und Kundeorientierung; Risikomanagement; Betriebliche Angebotserstellung; Auftragsbearbeitung; Teamgestaltung; Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit; Umweltschutz.

Bereits der Blick auf die Aufzählung lässt die mögliche Vielfalt von Aufgabenstellungen für ein solches Konzept erahnen. Bei jeder Prüfung erhält der Prüfling einen Aufgabenbogen mit zwei Konzepten. In der Prüfung ist davon ein Konzept, welches frei gewählt werden kann, zu bearbeiten. Jedes Konzept besteht in der Regel aus drei bis vier DIN-A4-Seiten. An erster Stelle stehen die in Satzform gebrachten Informationen zu einem Ausgangssachverhalt. Des Weiteren folgen Rechenwerte, Verrechnungssätze und Kosten, die Aufgabenstellung und ggf. Hinweise. In einigen Konzepten wird der Sachverhalt durch eine Skizze/Abbildung mit Legende ergänzt.

Konzeptarten/Anzahl

Konzeptsachverhalte zu Veranstaltungen gab es in der Vergangenheit als Bierfest auf dem Markt, als Sommerstadtfest auf dem Marktplatz, als After Turnier Party, als Kunsthandwerksausstellung auf der Wiese sowie als Großveranstaltung im Rhein-Main- Gebiet. Bei den Unternehmenskonzepten war ein Bürokomplex einer Versicherung, eine externe Lagerhalle, ein Genforschungsunternehmen, ein Arzneimittelherstellungsbetrieb sowie eine Werkstatt mit Lagerplatz, die kurz vor dem Abriss stand und gesichert werden sollte, zu bearbeiten. Unter der Konzeptart Projekte sind Aufgabenstellungen zu verstehen, wie zum Beispiel das Outsourcing des Werkschutzes und der Werkfeuerwehr eines Chemieunternehmens oder die Minimierung von Arbeitsausfallzeiten durch Maßnahmen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes bzw. ein Projekt zum Qualitätsmanagement in Verbindung mit Kosten für Bekleidung.

Für zwei Elektromärkte waren ebenso Konzepte zu erstellen, wie für zwei Einzelhandelsfachgeschäfte. An Baustellen gab es den Umbau eines Hotels in Luxuswohnungen sowie die Absicherung einer Großbaustelle. Als Absicherung von Privatgrundstücken waren zwei private Wohnobjekte zu begutachten. Konzepte für ein Kreiskrankenhaus, eine Parkplatzfläche, eine Transportbegleitung für Schaltschränke waren ebenso zu erstellen, wie eine Schießanlage einer Firma für Jagdwaffen. Des Weiteren gab es einen Konzeptsachverhalt mit einem Drei-Sterne-Hotel.

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass es dazu unterschiedliche Interpretationen gibt. Grundsätzlich werden aber, durch die Darstellung in der bereits erwähnten Reihenfolge, die Erwartungen der Prüfer erfüllt.

Zeitrahmen

Es stellt sich die Frage, wie die vorgeschriebene Zeit von eineinhalb Stunden im Verhältnis zu den Wichtungen zu planen ist. Aufgrund vermutlicher Anfangsschwierigkeiten und des breiten Spektrums der Prüfungsinhalte war der Rahmen der Bewertung und der damit verbundene Zeitansatz großen Schwankungen unterworfen.

Grundsätzlich sollte der Prüfling, bevor er eine Auswahl trifft, beide Konzeptideen und die Aufgabenstellung komplett durchlesen. Ausgenommen davon sind Situationen, bei denen er sich entweder unmittelbar mit einem Konzept identifizieren oder das andere Konzept von vornherein ausschließen kann.

Die Aufgabenstellungen zu den Konzepten sind in den letzten Prüfungen relativ gleichbleibend. Nachfolgend dazu zwei Beispiele:

„Erstellen Sie für den Kunden ein schlüssiges Konzept. Stellen Sie im Konzept die zu erwartenden Kosten für die Konzeptumsetzung dar. Weisen Sie laufende Kosten als Monatswerte aus. Ermitteln Sie die monatlichen Kosten und Einmalkosten getrennt. Kosten sind als Bruttowerte anzugeben.“

„Erstellen Sie ein schlüssiges Sicherheitskonzept für den Kunden. Erstellen Sie anhand Ihres Sicherheitskonzeptes ein Angebot (kalkuliert auf Monatsbasis/30 Tage) und geben Sie eine Kundenempfehlung.“

Der zur Verfügung stehende Zeitrahmen zur Erarbeitung des Sicherheitskonzeptes wird ebenfalls differenziert betrachtet. Derzeit stehen dem Prüfungsteilnehmer 90 Minuten Gesamtbearbeitungs- zeit zur Verfügung. Dies ist für ein ausführliches und alle Aspekte der Sicherheit berücksichtigendes Konzept, das zudem ein Kostenangebot enthalten soll, sehr wenig Zeit. In einer Prüfungssituation zwei Konzepte zu lesen, inhaltlich zu erfassen, das Anliegen zu erkennen, zu bewerten und das zu bearbeitende Konzept schließlich auszuwählen, nimmt zudem einige Zeit in Anspruch.

Die Empfehlung des Bundesarbeitskreises der Lehrer für Schutz und Sicherheit ist, die Bearbeitungszeit für das Konzept von derzeit 90 Minuten auf 120 Minuten zu erweitern. Des Weiteren sollte der Begriff „Kosten-Nutzen- Analyse“ als Konzeptpunkt überdacht werden. Eine solche Analyse findet in der Regel nicht statt, sondern es erfolgt lediglich eine kalkulatorisch untersetzte Begründung der Maßnahmen und Empfehlungen aus dem Konzept.

II. Sicherheitsorientiertes Kundengespräch

Für das Sicherheitsorientierte Kundengespräch gibt die „Verordnung über die Berufsausbildung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit“ folgende Vorgaben:

1. Der Prüfling soll nachweisen, dass er

a) kunden­ und serviceorientiert handeln und kommunizieren,

b) sein Konzept vorstellen und die Vorteile gegenüber alternativen Lösungen aufzeigen sowie

c) Sicherheitsleistungen im Team qualitätssichernd organisieren kann;

2. ausgehend von dem erstellten Konzept soll mit dem Prüfling eine Gesprächssimulation durchgeführt werden;

3. die Prüfungszeit für die Gesprächssimulation beträgt höchstens 30 Minuten.

Dem Prüfungsteilnehmer gelingt i. d. R. der Nachweis der Kenntnisse zu 1. a) – c), wenn er Kundenbedürfnisse in seinem Konzept berücksichtigt, stets treffend und schlüssig argumentiert, sowie die entsprechenden Fachbegriffe verwendet. Des Weiteren sollte eine übersichtliche Gesamtdarstellung des Konzeptes gegeben werden; Vorteile sind herauszuarbeiten und Alternativen gegenüberzustellen. Stets sollten die rechtlichen Grundlagen Berücksichtigung finden. Persönlichkeitsprofile sind bei der Teamgestaltung ebenso zu berücksichtigen wie qualitätssichernde Maßnahmen. Gerade diese Punkte kommen bei einer Vielzahl von Prüfungen meist zu kurz und müssen anschließend hinterfragt werden.

Praxishinweis/Vorankündigung:

Am 12.07.2017 erscheint im Richard Boorberg Verlag

Prüfungswissen Fachkraft für Schutz und Sicherheit

  Konzepte für Schutz und Sicherheit – Sicherheitsorientiertes Kundengespräch

  von Dipl.-Wirtschaftsjurist (FH) Torsten Katschemba, Master of Business Law

  2017, ca. 96 Seiten

  € 15,80

  ISBN 978-3-415-06036-4

  Vormerkung ab sofort möglich –

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