Sicherheit

Statistik Dienstunfälle 2019: Feuerwehrdienst ist gefährlich

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Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) hat jüngst die Statistik zu Dienstunfällen in den Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland veröffentlicht. Das Ergebnis in einem Satz zusammengefasst: Der Feuerwehrdienst in Deutschland ist gefährlich.

Sechs Feuerwehrangehörige getötet

Laut Jahresstatistik für das Jahr 2019 kam es bei Übungen und Einsätzen in den Freiwilligen Feuerwehren zu rund 4.507 meldepflichtigen Arbeitsunfällen, darunter 384 Wegeunfälle. Besonders tragisch ist eine Zahl: So sind sechs Feuerwehrangehörige 2019 im Feuerwehrdienst verstorben. Mit einem Wert von 45.0 Arbeitsunfällen, die der Meldepflicht je tausend Vollarbeiter unterliegen, weist der Feuerwehrdienst eine besondere Gefährlichkeit auf. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Wert der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung liegt bei 21.0 meldepflichtigen Arbeitsunfällen je tausend Vollarbeiter. In der Jahresstatistik der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung werden zudem 2454 Fälle ausgewiesen, in denen neue Renten an Feuerwehrangehörige oder Hinterbliebenen ausbezahlt wurden, aufgrund eines schweren Unfalles.

Weitgehend konstante Unfallzahlen

Vergleicht man die Zahlen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung der letzten Jahre, so kann man weitgehend konstante Unfallzahlen feststellen. In 2016 kam es beispielsweise zu rund 5458 meldepflichtigen Arbeitsunfällen von freiwilligen Feuerwehrleuten, fünf Feuerwehrangehörige sind im Feuerwehrdienst verstorben. 2110 Feuerwehrangehörige oder Hinterbliebene haben Renten ausbezahlt bekommen.

Nicht jeder Vorfall ist ein Dienstunfall

Schaut man sich die Zahlen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung an, so geben diese kein vollständiges Bild wieder, wenn es um Unfälle oder Ereignisse im Feuerwehrdienst geht. So kommt es jedes Jahr zu einer Vielzahl an Vorfällen im Feuerwehrdienst, die offiziell nicht als Dienstunfall anerkannt werden – und damit auch nicht in der Unfallstatistik auftreten. So lehnte alleine die Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord (HFUK Nord) rund drei Prozent der gemeldeten Dienstunfälle ab, da diese nicht den rechtlichen Anforderungen aus dem SGB entsprechen würden. So muss der Gesundheitsschaden explizit durch den Feuerwehrdienst verursacht worden sein, um ersatzfähig zu sein, und darf nicht nur anlässlich des Feuerwehrdienstes eingetreten sein. Letzteres kann beispielsweise eine einzelne Verletzung am Knie oder auch das Erleiden eines Herzinfarktes während des Feuerwehrdienstes sein.

Man spricht bei diesen Vorfällen auch von „nicht-unfallbedingten Gesundheitsschäden“ im Feuerwehrdienst. Bei den Betroffenen, aber auch in den Medien, sorgte das immer wieder für Unverständnis. Die Politik hat mittlerweile auf diese Problematik reagiert. Seit einigen Jahren gibt es in den Bundesländern sogenannte „Unterstützungsfonds“, die in solchen Fällen dann finanziell einspringen und unterstützen. Die Leistungen und Regelungen sind hierbei je nach Bundesland sehr unterschiedlich. Teilweise sind es feste Summen von 20.000 Euro wie im Saarland, in Brandenburg sind es bis zu 60.000 Euro und teilweise gibt es auch anteilige Regelungen wie 40 Prozent des letzten Jahresarbeitsverdienstes.

Anmerkungen des Autors

Dass im Jahr 2020 immer noch keine allumfassende Statistik zu Unfällen im Feuerwehrdienst ausgewiesen wird, wird der Sache nicht gerecht. Das Zahlenwerk der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung zeichnet dabei ein nur unvollständiges Bild, man denke hier nur an die „nicht-unfallbedingten Gesundheitsschäden“ im Feuerwehrdienst.

Zumal sich natürlich aber auch die Frage stellt, wie aussagekräftig diese Zahlenwerke überhaupt sind. Möchte man beispielsweise Informationen zu den sechs tödlichen Dienstunfällen im Jahr 2019 einholen, so findet man dazu kaum Informationen. Was ein beachtlicher Umstand ist, da dies Rückschlüsse zu den Unfallursachen nicht erlaubt. Dabei wären nicht nur tödliche Dienstunfälle interessant, sondern generell alle Dienstunfälle, um hieraus Erkenntnisse zu eventuellen Schwachstellen in der Einsatztaktik, in der Ausbildung oder in der Einsatztechnik erkennen und künftig berücksichtigen zu können.

Leider sind aber Auswertungen und Untersuchungsberichte zu Dienstunfällen in Deutschland generell Mangelware. Und sind sie vorhanden, so beschränken sie sich meist auf Atemschutzunfälle bei Brandeinsätzen. Hier müssen die Bemühungen in der Prävention von Unfällen im Feuerwehrdienst deutlich verstärkt werden. Vielleicht muss man aber auch den Blick weiten, wenn es um den Gesundheitsschutz von Feuerwehrangehörigen geht. In den USA ist beispielsweise seit geraumer Zeit die hohe Selbsttötungsrate unter Feuerwehrangehörigen ein Thema,. Laut offizieller Statistik gab es 2019 unter den Feuerwehrangehörigen alleine 113 Selbsttötungen. Als ein wesentlicher Grund wird hierbei die Belastungen aus dem Feuerwehrdienst genannt. Haben wir in Deutschland eine ähnliche Problematik, die bisher nicht in Fokus ist?

 

Linkempfehlung mit weiteren Informationen:

Übersicht Hinterbliebenenversorgung der Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland, Wissenschaftlicher Dienst, Deutscher Bundestag, WD 6 -3000 -097/18:

https://www.bundestag.de/resource/blob/580948/112b1acf119f98f9ef6ef6285cb1504e/WD-6-097-18-pdf-data.pdf