Sicherheit

Cybercrime: Die Malware gibt es im Online-Shop

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Kritische Infrastrukturen standen 2021 erneut stark im Visier von Cyberkriminellen. Das ist ein Ergebnis des Bundeslagebildes „Cybercrime“ 2021 des Bundeskriminalamtes (BKA). Weitere Erkenntnis: Ransomware-Angriffe werden immer gefährlicher. Dr. Falk Herrmann, CEO von Rohde & Schwarz Cybersecurity, fasst zusammen, woran das liegt und was Unternehmen und Behörden tun können, um sich zu schützen.

Am 5. Juli 2021 fiel die Landkreisverwaltung Anhalt-Bitterfeld einem schweren Cyberangriff zum Opfer. Die Bereitstellung öffentlicher Dienstleistungen war nach der Ransomware-Attacke nachhaltig eingeschränkt. Der Landkreis rief den Katastrophenfall aus ­– ein Novum. Auch Monate nach dem Angriff war noch kein Regelbetrieb möglich.

Der Cyberangriff auf den Landkreis Anhalt-Bitterfeld war ein besonders spektakulärer Vorfall unter vielen. Laut aktuellem BKA-Lagebild standen Kritische Infrastrukturen (KRITIS) und Behörden im vergangenen Jahr im Visier von Angreifern. Grund für die vermehrten Angriffe auf KRITIS ist, dass diese eine ungemein wichtige Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen haben und auf einen reibungslosen Betrieb ihrer IT-Systeme angewiesen sind. Dementsprechend kann ein erfolgreicher Angriff zu einer gesellschaftlichen Notlage und drastischen Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung führen, wenn beispielsweise die Strom- und Wasserversorgung oder die öffentliche Sicherheit akut gefährdet sind.

Hinter solchen Angriffen stecken in den meisten Fällen sogenannte Ransomware-Attacken – also Erpressungsangriffe, die Daten verschlüsseln oder abziehen und dann ein Lösegeld fordern. Die Zahl der Erpresserangriffe hat 2021 weiter zugenommen, so das BKA. Der Schaden durch Ransomware ist in den vergangenen Jahren zudem rasant gestiegen: von 5,3 Mrd. Euro (2019) auf ca. 24,3 Mrd. Euro (2021). Der durchschnittliche Schaden pro Attacke hat somit um 21 Prozent zugelegt. Der Ransomware-Trend ist nicht neu – doch die Gefährdungslage verschärft sich aktuell dramatisch.

10 Gründe, warum Ransomware immer gefährlicher wird:

1. Die Malware gibt es im Online-Shop

Für Kriminelle wird es immer einfacher, Erpressungsangriffe zu starten. Denn die dafür benötigte Malware kann inzwischen jeder auf einschlägigen Seiten im Internet erwerben. Durch ein solches „Ransomware-as-a-Service“-Angebot wachsen die Verbreitung und die Professionalisierung der Angriffe weiter an.

2. Phishing wird immer professioneller

Personenbezogene Daten können bereits für geringe Summen erworben werden. Phishing-E-Mails lassen sich dadurch immer realistischer gestalten. Für die Mitarbeitenden eines Unternehmens wird es nahezu unmöglich, kriminelle E-Mails zu enttarnen. Phishing gehörte 2021 zu den Haupteintrittsvektoren für Schadsoftware – auch von Ransomware.

3. Fake-E-Mails schüren die Angst

Phishing-E-Mails zum Thema Covid-19 haben 2021 zwar abgenommen. Doch Phishing-Nachrichten nehmen noch immer häufig auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen Bezug, so das BKA. Vor allem aber versuchen sie, Unsicherheiten der Empfänger auszunutzen oder eine Angstkulisse aufzubauen. Dies gelingt etwa durch knappe Zeitfristen oder Androhung von Geldstrafen. Die am häufigsten für Phishing imitierten Absender waren 2021 Microsoft, DHL, Amazon, Google und WhatsApp.

4. Die Erfolgsquote steigt

Die Abhängigkeit von digitalen Daten ist in Unternehmen und Behörden stark gewachsen. Unternehmen sind daher eher bereit, auf die Forderungen von Erpressern einzugehen. Ein wichtiger Wachstumsfaktor für die Digitalisierung war das Homeoffice – es liegen heute deutlich mehr Daten auf Behörden- Unternehmensservern, als dies noch vor der Pandemie der Fall war.

5. Das Erpressungsgeschäft wird immer lukrativer

Daten werden bei Ransomware-Angriffen längst nicht nur verschlüsselt, sondern auch von den Systemen gestohlen. Auf diese Weise lassen sie sich weiterverkaufen. Außerdem können Hacker Schweigegeld einfordern, wenn sie androhen, diese zu veröffentlichen. Auch Kunden der eigentlichen Opfer werden damit erpresst, dass Ihre Daten veröffentlicht werden, sollte keine Zahlung erfolgen.

6. DDoS verschärft Erpressungen

Zusätzlich zur Datenverschlüsselung und -veröffentlichung legen immer mehr DDoS (Distributed Denial of Service)-Attacken die Webseiten der Opfer lahm. Im Jahr 2021 hat das BKA verstärkt Multivektor-Angriffe, sog. Carpet-Bombing und eine Kombination von DDoS- und Ransomware-Angriffen, festgestellt. Cyberkriminelle versuchen mit solchen Attacken, das Zielsystem mit einer großen Datenmenge derart zu überlasten, dass es für Nutzer nicht oder nur sehr eingeschränkt verfügbar ist.

7. Cyberkriminelle erfinden sich neu

Gestern Darkside heute Blackmatter, gerade noch Grandcrab – dann Revil: Steigt der Ermittlungsdruck auf eine Hackergruppe, löst sich diese häufig auf – nur um sich einige Zeit später unter einem anderen Namen neu zu erfinden. Häufig mit neuen Methoden und noch gefährlicher als vorher.

8. Emotet ist wieder da

Ransomware war zuletzt auch deshalb auf dem Vormarsch, weil der Trojaner Emotet, „die gefährlichste Software der Welt“, wieder auftauchte. Er dient als Türöffner, über den sich weitere Schadsoftware nachladen lässt, auch Ransomware. Eigentlich wurde Emotet durch eine internationale Aktion im Januar 2021 zerschlagen, doch bereits im November tauchte er wieder auf.

9. Sicherheitslücke „Faktor Mensch“

Phishing zielt auf die Schwachstelle „Mensch“. Die Mitarbeitenden werden immer geschickter dazu verleitet, schädliche Anhänge zu öffnen und auf Webseiten mit Schadcodes zu gehen. Mitarbeiterschulungen sind kein geeignetes Mittel, um diese Angriffe abzuwehren. Auch ein Hinweis auf das Nicht-Öffnen von Anhängen ist ein völlig unzureichender Schutz vor Cyberangriffen. Denn der Mensch macht Fehler und solche Fehler können gravierende Folgen haben.

10. Gängige IT-Sicherheits-Tools sind machtlos 

Angesichts dieses immer professionelleren und geschickteren Vorgehens der Täter, reichen einzelne Firewalls oder Virenschutzprogramme längst nicht mehr aus.

Was können Unternehmen, Behörden und KRITIS gegen diese steigende Gefahr tun?

Der Browser ist das Einfallstor Nr.1 für Ransomware und andere Schadware. Der beste Schutz vor solchen Angriffen aus dem Internet ist ein virtueller Browser. Dieser erlaubt das Surfen im Internet, ohne dass Hacker Zugriff auf die Unternehmensnetzwerke erlangen können. Auf der Rechnerebene erfolgt dabei eine komplette Isolation, sodass Schadsoftware vom restlichen PC des Nutzers ferngehalten wird. Zusätzlich wird auf der Netzwerkebene der Zugang zum Internet vom Intranet getrennt. Das interne Unternehmensnetzwerk (Intranet) ist somit komplett vom Internet getrennt. Dieser Mechanismus schützt auch vor Angriffen via E-Mail-Anhängen oder bei Webkonferenzen mit Mikrofonnutzung und Webcam-Unterstützung.

Darüber hinaus sollten weitere Schutzmaßnahmen vorgenommen werden – beispielsweise die Verschlüsselung der Endgeräte, eine hochsichere VPN-Verbindung und die Absicherung des heimischen WLANs. Mit einem solchen 360-Grad-Schutz erschweren Behörden und KRITIS einen Angriff.

 

Weitere Informationen: https://www.rohde-schwarz.com/de/loesungen/cybersicherheit/sicherheit-fuer-kritis/sicherheit-fuer-kritis_255596.html