Heutzutage spielt die Stabsarbeit eine entscheidende Rolle in der praktischen Polizeiarbeit und ist unverzichtbarer Bestandteil in der Einsatzbewältigung. Rudi Heimann, Vizepräsident des Hessischen Landeskriminalamtes, gibt in seinem Handbuch einen tiefschürfenden und praxisgesättigten Einblick in dieses Phänomen.
Die Stabsarbeit ist seit den Aktivitäten der RAF in den 1970er Jahren ein integraler Bestandteil der polizeilichen Arbeit. Sie erstreckt sich von den Versammlungs- und Veranstaltungslagen bis hin zur Bewältigung von Erpressungen, Entführungen und lebensbedrohlichen Einsatzlagen.
Professionalisierung der Stabsarbeit
Die Polizei hat in den vergangenen Jahrzehnten eine kontinuierliche Weiterentwicklung und Professionalisierung der Stabsarbeit erfahren. Dies ist insbesondere auf die gewonnenen Erfahrungen und der Nachbereitung von Einsätzen zurückzuführen sowie dem technologischen Fortschritt zu verdanken.
Heutzutage spielt die Stabsarbeit eine entscheidende Rolle in der praktischen Polizeiarbeit und ist unverzichtbarer Bestandteil in der Einsatzbewältigung. Dennoch wird sie in der polizeilichen Ausbildung und im Studium nach wie vor zu wenig berücksichtigt.
Inzwischen sind der Einsatz von Einsatzmanagementsystemen, Einsatzleitsystemen und Systemen zur Unterstützung des Führungsstabes Standard. Eine zukünftige Herausforderung wird die Integration von Künstlicher Intelligenz in die Stabsarbeit sein.
Autor
Der Autor ist Vizepräsident des Hessischen Landeskriminalamtes. Rudi Heimann ist Praktiker und ein anerkannter sowie geschätzter Experte der Stabsarbeit. Seine Expertise fließt erkennbar in das Werk ein. Die Vielzahl an Publikationen des Autors prägen das Buch hinsichtlich der Art und Weise der Wissensvermittlung. Neben seiner wissenschaftlichen Expertise bringt er auch umfangreiche praktische Erfahrungen mit, die in diesem Buch deutlich zum Ausdruck kommen.
Sein beruflicher Werdegang umfasst operative Tätigkeiten, darunter Einsätze beim Spezialeinsatzkommando in Hessen, die Wahrnehmung von Stabsfunktionen und herausragende Führungspositionen innerhalb der hessischen Polizei. Diese Erfahrungen bereichern die Publikation spürbar.
Inhalte des Buches
Heimann beginnt eingangs mit der Feststellung, dass das Buch den Stab als temporäres Element zur Beratung und Unterstützung des Linienvorgesetzten betrachtet. Es behandelt jedoch weit mehr als nur die Stabsarbeit im engeren Sinne. Es bietet unter anderem einen umfassenden Einblick in die Methodik, die polizeilichen Führungs- und Einsatzgrundsätze sowie den Planungs- und Entscheidungsprozess und die Organisationslehre.
Herkunft des Stabes
In seinem ersten Kapitel beleuchtet Heimann die historische Entwicklung des heutigen Stabes. Für interessierte Leser werden auch Stäbe anderer Organisationen, wie etwa aus der Wirtschaft, der Verwaltung und der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr, betrachtet, was einen ganzheitlichen Ansatz fördert.
Der Stab in der Organisation
Das zweite Kapitel widmet sich der Organisationslehre, die in vielen anderen wissenschaftlichen Disziplinen gelehrt wird, und verknüpft diese Erkenntnisse nachvollziehbar mit den polizeilichen Vorschriften und der Praxis. Heimann untermauert seine Ausführungen anschaulich mit Praxisbeispielen und Erfahrungen aus seinen Einsätzen. Die Stabsbereiche und deren Aufgaben werden behandelt und Fragen zur Führungsübernahme thematisiert.
Einsatzbedingungen des Stabes
Ein in den Vorschriften wenig behandelter Aspekt sind die Einsatzbedingungen des Stabes, die im dritten Kapitel behandelt werden. In diesem Kontext werden die Beurteilung der polizeilichen Lage sowie die Wahrnehmung und unterschiedliche Beurteilung von Informationen wissenschaftlich betrachtet.
Planungs- und Entscheidungsprozess
Das vierte Kapitel widmet sich ausführlich dem polizeilichen Planungs- und Entscheidungsprozess. Es werden methodische Vorgehensweisen, Lagebeurteilungen und Befehlsgebungen thematisiert. Besonders hervorzuheben ist der Lagevortrag zur Unterrichtung und zur Entscheidung.
Dies ist insofern bemerkenswert, da er nicht Bestandteil der PDV 100 ist, obwohl er in der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr und in den Streitkräften eine bedeutende Rolle spielt.
Personelle Besetzung
Im sechsten Kapitel werden die personelle Besetzung der jeweiligen Stabsfunktionen sowie die erforderlichen Kompetenzen detailliert beleuchtet. In diesem Kontext gewinnen Übungen zunehmend an Bedeutung, die im Buch angemessen behandelt werden.
Die Veröffentlichung umfasst eine Musterstabsdienstordnung und ein umfassendes Verzeichnis der Grundbegriffe. Zudem enthält sie Definitionen vergangener Polizeidienstvorschriften.
Fazit
Im Ergebnis handelt es sich um eine sehr wertvolle Literatur. Das Werk ist eine Pflichtlektüre für alle, die sich mit der Stabsarbeit auseinandersetzen und in diesem Bereich tätig sind. Die Erfahrungen des Verfassers, die in diese Publikation eingeflossen sind, werten das Buch erheblich auf.
Es ist daher auch für Praktiker als Nachschalgewerk geeignet, um aktuelle Problemstellungen zu lösen und neue Impulse zu erhalten. Die Publikation ist nicht nur für die Polizei von Relevanz. Die Inhalte stellen eine sehr gute Basis für Krisenmanagementstrukturen in der Wirtschaft dar.
Das Buch
Handbuch Stabsarbeit der Polizei
Rudi Heimann
Richard Boorberg Verlag, 2024, 1. Aufl., 310 S.
ISBN 978-3-415-07613-6
€ 39,00
Erhältlich im Boorberg Shop oder unter bestellung@boorberg.de
Buchbesprechung von Prof. Marcel Kuhlmey, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, Professur für Risiko- und Krisenmanagement, sicherheitsbehördliches Einsatzmanagement.