Die Sicherheitslage in Israel und Palästina spitzt sich zu: Seit der Ermordung dreier israelischer Jugendlicher im Westjordanland hat die israelische Armee ihre Sicherheitsoperation im Gaza-Streifen verstärkt. Zahlreiche Verhaftungen von Palästinensern und Luftangriffe auf Ziele der Hamas im Gaza-Streifen sind die Folge. Als Antwort haben radikale palästinensische Gruppierungen den Raketenbeschuss auf israelisches Territorium intensiviert. Angesichts der momentanen Eskalation werden nach Einschätzung von Risiko-Analysten die kommenden Tage darüber entscheiden, ob Israel eine großangelegte Militäroffensive, einschließlich des Einsatzes von Bodentruppen, durchführen wird. Bereits jetzt bestehen hohe Risiken für Reisende und Geschäftstätigkeiten in der Region.
Sicherheitslage eskaliert
Die Entführung und Ermordung dreier israelischer Jugendlicher im Westjordanland sowie die daraufhin als Racheaktion erfolgte Entführung und Verbrennung eines palästinensischen Jugendlichen durch radikale israelische Juden hat eine Welle der Gewalt ausgelöst. Die Eskalation zeigt sich durch Luftangriffe in Gaza, Raketenbeschuss auf Israel und gewaltsame Zusammenstöße von israelischen Sicherheitskräften und palästinensischen Arabern. Eine großangelegte Militäroffensive ist zu diesem Zeitpunkt zwar unwahrscheinlich. Allerdings hängt das weitere israelische Vorgehen stark von den Ereignissen der nächsten Tage ab.
Bereits 1500 Reservisten hat die israelische Armee mobilisiert und zusätzliche Infanterie-Einheiten an den Gaza-Streifen verlegt; 40.000 weitere Reservisten wurden einberufen. Die israelische Regierung hat erklärt, dass sie sich auf eine längere Konfrontation einstellt; die radikal-islamische Hamas hat daraufhin Anschläge auf Israelis als legitim erklärt. Eine Bodenoffensive würde allerdings erhebliche Risiken für Israel bergen.
Die Erfahrungen der Vergangenheit haben gezeigt, dass im Zuge von großangelegten Militäroffensiven auch das Risiko von Vergeltungsmaßnahmen wie direkten Angriffen auf Israelis und Entführungen steigt. Deshalb wird die israelische Armee zunächst versuchen, mit Luftschlägen ihre beiden vorrangigen Ziele zu erreichen: den Raketenbeschuss aus Gaza zu stoppen und die Hamas zu schwächen.
Warnung für Reisende
Für Beschäftigte, die eine Reise nach Israel planen oder bereits vor Ort sind, stellen Proteste eine unmittelbare Gefahr dar. Vor allem in Gebieten und Wohnvierteln mit einem erheblichen arabischen Bevölkerungsanteil ist das Risiko hoch, dass es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen israelischen Sicherheitskräften und arabischen Demonstranten kommt. Diese Bereiche sollten in der nächsten Zeit gemieden werden. Ebenso wie der Süden Israels, wo das Risiko durch Raketenbeschuss derzeit beträchtlich ist, zumal viele Raketen wegen fehlender Präzisionstechnik willkürlich auf israelischem Territorium einschlagen.
Auch in den kommenden Tagen ist mit gewaltsamen Auseinandersetzungen zu rechnen. Weitere gegenseitige Übergriffe von radikalen Juden oder arabischen Muslimen/Christen sind gerade vor dem Hintergrund der bereits erfolgten Entführungen wahrscheinlich.
Überdies besteht in der Nähe zum Gaza-Streifen sowie in den palästinensischen Gebieten ein erhebliches Risiko von Entführungen; diese sind zwar in erster Linie gegen israelische Juden gerichtet, können aber auch internationale Reisende betreffen. Auch Reisen in die israelische Hauptstadt Tel Aviv sind mit erhöhter Vorsicht anzutreten. Vereinzelt wurden bereits Raketen auf den Großraum Tel Aviv abgefeuert, die allerdings durch das israelische Raketenabwehrsystem abgefangen werden konnten.
Praxishinweise
Sicherheitsunternehmen wird angeraten, die folgenden Empfehlungen für mindestens die kommenden Tage zu implementieren, um mögliche Risiken für die Mitarbeiter in Israel zu reduzieren:
• Es sollte davon absehen werden, nicht-essentielle, unerfahrene Mitarbeiter nach Israel zu senden. Reisebewegungen sollten auf das Nötigste begrenzt und Reisen in die palästinensischen Gebiete vermieden werden, ebenso Aufenthalte in der Nähe des Gazastreifens
• Achten Sie darauf, dass Mitarbeiter ihre Ausweise immer bei sich tragen, einschließlich Reisepass mit einem gültigen israelischen Visum.
• Weisen Sie Ihre Mitarbeiter in Israel darauf hin, alle öffentlichen Versammlungen zu meiden und stets wachsam zu sein. Außerdem sollten die Mitarbeiter regelmäßig lokale Medien oder ihr lokales Netzwerk konsultieren, um sich über die aktuellen Entwicklungen der Sicherheitslage zu informieren.
• Stellen Sie sicher, dass der regelmäßige Weg zur Arbeitsstelle und Unterkunft nicht an Hotspots von Unruhen und Demonstrationen vorbei führt.
• Weisen Sie Ihre Mitarbeiter an, nicht während eines Raketenalarms zu reisen.
Informieren Sie Ihre Mitarbeiter darüber, dass es zu temporären Unterbrechungen im Flugverkehr kommen kann; Verzögerungen und Änderungen im Flugplan des internationalen Ben Gurion Flughafens in Tel Aviv sind jederzeit möglich.
• Mitarbeiter sollten angewiesen werden, Wohnviertel mit erheblichem arabischen Bevölkerungsanteil zu meiden.
• Erwägen Sie die zeitweise Schließung Ihrer Geschäftsräume im Süden Israels, solange die Raketenangriffe anhalten.
• Um im Falle einer Verschlechterung der Sicherheitslage schnell reagieren zu können, definieren Sie Notfallmaßnahmen und mögliche Standortverlagerungen für Mitarbeiter in Israel.
• Achten Sie darauf, dass Mitarbeiter jederzeit mehrere Kommunikationsmittel mit sich führen. Außerdem sollte die Notrufnummer auf ihrem Handy gespeichert sein, um sicherzustellen, dass das Security Management Krisenzentrum 24/7 erreichbar ist.
• Bewegungen von Mitarbeitern sollten nur in Absprache erfolgen und beobachtet werden, um, wenn erforderlich, sofortige Notfallmaßnahmen einleiten zu können
Quellen
Israel und Palästina: Droht ein neuer Krieg im Nahen Osten? EXOP-Presseinformation vom 08.07.2014
Special Bulletin Israel, EXOP vom 08.07.2014
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