Dichte Rauchschwaden am Horizont deuten das drohende Unheil an. Immer wieder sind in der Ferne Schüsse und der Widerhall heftiger Explosionen zu hören. Wie sich die Lage in den kommenden Stunden entwickeln wird, lässt sich nur erahnen. – Wenn während einer Reise plötzlich das Chaos ausbricht, ist guter Rat teuer. Dabei ist dieses Szenario in vielen Regionen traurige Realität: Über ein Fünftel der Welt gilt derzeit als politisch problematisch. Für Unternehmen, die in Risikoländern aktiv sind, sollten entsprechende Vorkehrungen darum selbstverständlich sein.
Doch wie es um die Sicherheit vieler Reisender bestellt ist, zeigt eine aktuelle Studie: Demnach ist fast die Hälfte aller Geschäftsreisenden auf sich alleingestellt, wenn es unterwegs zu einem Zwischenfall kommt. Dabei nimmt die Zahl der Geschäftsreisen seit Jahren kontinuierlich zu – trotz anhaltender wirtschaftlicher Rezession. Während im Jahr 2012 noch 166,3 Millionen Geschäftsreisen unternommen wurden, waren es im Folgejahr bereits über 171 Millionen.
Konsularischer Dienst: Unterstützung in Notfällen
Dabei können auch kleine und mittelständische Unternehmen mit einfachen Mitteln für den Ernstfall vorsorgen. Wenn die notwendigen Mittel für einen externen Informationsdienstleister oder eine Security Assistance fehlen, bleibt der Service des Außenministeriums häufig die einzige Alternative. Dabei hilft der Auswärtige Dienst nicht nur im Vorfeld einer Reise weiter: Auch im Krisenfall kann er sich als Retter in der Not erweisen.
Verlorene oder gestohlene Reisedokumente, Verkehrsunfälle oder Konflikte mit Behörden: Wer im Ausland den konsularischen Dienst einer Auslandsvertretung in Anspruch nimmt, steckt meist in ernsthaften Schwierigkeiten. Die Zahlen sprechen dabei für sich: Jedes Jahr wenden sich bis zu 70.000 Staatsbürger an deutsche Botschaften und Konsulate. Die Voraussetzungen für verlässliche Hilfe sind gut, denn mit über 153 Botschaften und zahlreichen General- und Honorarkonsulaten weltweit ist die Bundesrepublik Deutschland im Ausland nahezu flächendeckend vertreten.
Dienstleistung mit Grenzen
Der konsularische Dienst umfasst dabei vor allem die Unterstützung in Not geratener Staatsbürger:
- Hierzu gehört der Verlust wichtiger Reise- und Ausweispapiere sowie Unglücke jeglicher Art.
- Aber auch im Falle einer Verhaftung oder eines Todesfalls kann ein Konsulat oder die konsularische Abteilung einer Botschaft verlässliche Hilfe leisten.
- Eine weitaus bedeutendere Rolle spielt sie jedoch vor allem dann, wenn die Sicherheit vor Ort ernsthaft gefährdet ist. Wird eine Evakuierung notwendig, kann die Auslandsvertretung aktiv tätig werden.
Jedoch hat die Leistung der Auslandsvertretungen auch ihre Grenzen:
- So sind diese nur in Ausnahmefällen befugt, einen finanziellen Vorschuss zu leisten.
- Wenn während eines Auslandsaufenthaltes das Geld ausgeht, kann die zuständige Auslandsvertretung daher meist nur beratend unterstützen.
- Zudem sind viele Dienste kostenpflichtig. Darum sollten sich Unternehmen vorab über den Leistungsumfang der entsprechenden Vertretung informieren.
Wenn die Botschaft ihre Pforten schließt
Sieht sich das Personal einer diplomatischen oder konsularischen Vertretung vor Ort selbst einer unvertretbaren Gefahr ausgesetzt, kann es in Einzelfällen auch zur Einschränkung des konsularischen Dienstes oder gar zur Schließung der Vertretung kommen. Fälle hierfür finden sich in der jüngeren Vergangenheit mehrfach. Die Deutsche Botschaft in der syrischen Hauptstadt Damaskus ist bereits seit 2012 geschlossen – eine konsularische Hilfe ist hier nicht möglich. Grund dafür ist der andauernde Bürgerkrieg, der in weiten Teilen des Landes tobt. Auch die Deutsche Botschaft in Kabul, Afghanistan musste im Jahr 2013 aus Sicherheitsgründen ihren Dienst einstellen und schloss zeitweise ihre Pforten.
Offiziell übernimmt in einem solchen Fall die nächstgelegene Deutsche Botschaft die Zuständigkeit. Ist man jedoch in abgelegenen Regionen unterwegs, können dann nicht selten hunderte Kilometer zu überwinden sein – schnelle Hilfe sieht anders aus. Häufig helfen andere EU-Staaten weiter: So können sich deutsche Staatsbürger in akuten Notlagen grundsätzlich auch an Botschaften oder Konsulate weiterer EU-Länder vor Ort wenden, wenn keine deutsche Auslandsvertretung zur Verfügung steht.
Vorsorge bereits in der Planungsphase
Es wird also offensichtlich: Das unternehmenseigene Notfallmanagement kann von den Leistungen des Auswärtigen Dienstes durchaus profitieren. Bereits im Zuge der Informationsbeschaffung lässt sich der Auswärtige Dienst gewinnbringend nutzen. Im Idealfall kann auch eine Kontaktperson in der zuständigen Vertretung über relevante Entwicklungen informieren. Doch insbesondere in akuten Notlagen kann der Auswärtige Dienst mit seiner Ortskenntnis und wertvoll unterstützen.
Praxishinweise:
- Vor allem bei Reisen in Krisenländer kann eine enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Auswärtigem Amt bedeutende Vorteile bringen. Denn insbesondere hier kann sich die Sicherheitslage in kürzester Zeit drastisch ändern.
- Jedoch müssen Sicherheitsverantwortliche auch die Grenzen der konsularischen Hilfe kennen – einen Rundum-Schutz zum Nulltarif kann sie nicht bieten.
Darum darf sie lediglich eine Ergänzung zum eigentlichen Sicherheitskonzept darstellen. Denn nur so können Sie gewährleisten, dass Ihre Mitarbeiter auch im Krisenfall nicht auf sich allein gestellt sind.
Quellen:
VDR: Geschäftsreiseanalyse 2014
DRV: Studie Business Travel 2014