Sicherheitskonferenzen, allen voran die Münchner Sicherheitskonferenz, als die größte und bekannteste, sind im Trend. Dies verwundert nicht, denn die aktuellen sicherheitspolitischen Herausforderungen und die in der nahen und ferneren Zukunft sind immens. In Fachkreisen ist das eigentlich keine ganz neue Erkenntnis.
Jedoch ist das nun ausklingende Jahr 2014 an Dichte und Brisanz der Ereignisse – zumindest in der politischen und medialen Wahrnehmung – herausragend:
Am Jahresanfang erhielten die Bürgerkriege im Südsudan und Zentralafrika zumindest mediale Randnotizen, während der Staatenzerfall in Libyen fast vollständig aus dem Blick geriet, obwohl gerade die uns unmittelbar betreffenden Migrationsbewegungen über das Mittelmeer eine direkte Folge davon sind. Der beständige Gaza-Konflikt weitete sich im Sommer zu einem veritablen Krieg aus. Bürgerkrieg in Syrien hingegen gehört zum Grundrauschen im Nachrichtenalltag. Alle diese Ereignisse werden jedoch, spätestens seit Mitte des Jahres durch den Vormarsch des sogenannten Islamischen Staates im Irak und Syrien sowie die Gefechte in der Ukraine überschattet. Denn beide kriegerischen Konflikte und die dahinter stehende Machtpolitik als Triebfeder, berühren unmittelbar unsere deutschen und europäischen Sicherheitsinteressen: Sie finden nämlich an der Grenze zum NATO-Territorium statt. Zu diesen als konventionell zu bezeichnende Konfliktmechanismen, geprägt durch militärische und terroristische Gewalt, treten hochkomplexe neue Bedrohungen immer mehr aus dem Schatten der Debatten in Expertenzirkeln hinein in das Alltagsbewusstsein von uns allen. Dazu ein beispielhaftes Stichwort: NSA-Affäre, also Cyberkriminalität oder sogar Cyberwar.
Letztlich geht es bei allen sicherheitspolitischen Überlegungen darum, unsere westliche Gesellschaftsform vor Angriffen von innen und außen zu schützen, damit alle Bürger sich in den Grenzen einer demokratisch-freiheitlichen Ordnung friedlich und individuell entfalten können. Diese Erklärung ist gebräuchlich, aber auch reichlich abstrakt. Dies mag ein wesentlicher Grund dafür sein, dass sicherheitspolitische Diskussionen weitestgehend auf politische und akademische Zirkel sowie auf Sicherheitsbehörden beschränkt bleiben. Jetzt mag der Einwand gelten, dass dies genau die Kreise sind, die zu diesem Zweck zuständigkeitshalber bestehen. Richtig ist jedoch auch, dass das Fundament, die Stabilität und die Fortentwicklung unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaftsordnung durch die stetig wachsende ökonomische Prosperität in einer globalisierten Weltwirtschaft bedingt sind.
Die nackten Kennzahlen des Statistischen Bundesamts von 2013 sprechen hier für sich selbst: Ausfuhr = 1.093 Mrd. €; Einfuhr = 898 Mrd. € oder Exportquote = 40%; Importquote = 35%.
Mit Blick auf den schon lange vollzogenen Trend, als Unternehmen global agieren zu müssen, ist es an der Zeit, dass sich die Wirtschaft viel stärker als bisher für sicherheitspolitische Themenkomplexe interessiert, um sich perspektivisch auch mehr in diesen Bereichen zu engagieren. Dies gilt heute nicht mehr nur alleine für weltweit vernetzte Großkonzerne, sondern auch für die Deutschland prägenden KMU, also kleine und mittlere Unternehmen. Denn auch deren Geschäfte weiten sich seit Jahren in immer entferntere Regionen aus, um konkurrenzfähig zu bleiben. Um jedoch z.B. Forderungen an die Politik formulieren zu können, beziehungsweise diese durch Branchenverbände gestärkt vertreten zu bekommen, ist die Beschäftigung mit sicherheitspolitischen Entwicklungen eine notwendige Voraussetzung. Dabei geht es vor allem um eine adäquate Vorausschau, denn schließlich fußen alle unternehmerischen Investitionsentscheidungen immer auf dem Versprechen positiver Zukunftsprognosen. Bedingung für diese ist stets ein sicheres und stabiles Marktumfeld.
State of Security
Dieser Ansatz wurde bereits in der Konzeption mit der „State of Security 2014“ als eine der ersten großen Veranstaltungen dieser Art in Deutschland überhaupt erfolgreich umgesetzt. Von den knapp 150 Gästen hatte der Veranstalter bewusst etwa dreiviertel direkt aus der Wirtschaft eingeladen. Dem Publikum wurden nicht nur die Inhalte der Vorträge sowie die Diskussion mit den Referenten im Rahmen einer offenen Podiumsdiskussion geboten.
Insbesondere dem direkten Gespräch wurde im Veranstaltungskonzept Priorität eingeräumt. Das bot den Teilnehmern die Möglichkeit, sich sowohl mit den prominenten Rednern auszutauschen, vor allem aber die unternehmerischen Netzwerke zu pflegen.
Denn in diesem Forum traf sich, dies als Novum, ein sicherheitspolitisches interessiertes Publikum mit vorwiegend unternehmerischem Hintergrund. Es ist wünschenswert, dass die „State of Security 2014“ als Vorreiterveranstaltung Schule macht.
Die Relevanz für den Diskurs in öffentlichkeitswirksamen Foren, beispielsweise zur Energiepolitik, Infrastrukturplanungen oder Außenhandelsbeziehungen, ist für Unternehmen im globalen Wettbewerb eine obligatorische Notwendigkeit. Um Schaden vom Unternehmen fernzuhalten, werden zukünftig auch sicherheitspolitische Themen immer relevanter für die Compliance sein: Weil globales unternehmerisches Handeln immer häufiger mit deren Auswirkungen konfrontiert sein wird.
Praxishinweise:
- Globales unternehmerisches Handeln benötigt stabile Märkte. Die Sicherheitslage in vielen Regionen der Welt entwickelt sich aber zunehmend volatil. Sicherheitspolitische Themen müssen deshalb stärker in die Compliance der Unternehmen eingebettet werden.
- Auf Sicherheitspolitik bezogene Compliance wird nicht nur große Aktiengesellschaften, sondern vermehrt auch KMU betreffen. Denn gerade deren unternehmerische Flexibilität, auch in Krisenregionen tätig zu sein, ist eine BGedingung, um im globalen Wettbewerb zu bestehen.
- Unternehmen sollten mit der Teilnahme an Veranstaltungen ihre Interessen und Standpunkte bezüglich globaler Sicherheit durch Netzwerkpflege stärken.
Der Autor steht für Fragen gerne bereit: oliver.palkowitsch@gbp-security.com
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