Sicherheitskonzepte

Amoklauf in München: „KATWARN“ im Einsatz

©GEWA Fotostudio/MEV GmbH

Während des Amoklaufes in München, bei dem der Schütze 9 Personen und sich selbst tötete, wurde das „KATWARN“-System offiziell eingesetzt. Ziel des Systems ist es, die Bevölkerung im Gefahrenfall in Echtzeit mobil zu informieren. Aus diesem aktuellen Anlass soll ein Blick auf die Funktionsweise des „KATWARN“-Systems geworfen und die Frage beantwortet werden, ob es sich beim Amoklauf in München vom 22.07.2016 bewähren konnte.

Bürgernahe ADHOC-Mitteilungen durch KATWARN-App

Ziel des „KATWARN“-Systems ist es, die Bevölkerung im Gefahrenfall zusätzlich zu den bereits vorhandenen Warnfunktionen (Rundfunk, TV, Sirenen etc.) ergänzend zu informieren. Dabei liegt der Schwerpunkt bei der Unterstützung der vorhandenen Systeme, es soll keines ersetzt werden. Dies wurde mit Hilfe einer App, die per Push- Nachrichten warnt, in die Praxis umgesetzt. Es können aber auch weitere Benachrichtigungen wie E- Mail beziehungsweise SMS genutzt werden (mit eingeschränktem Funktionsumfang).

Funktionsweise des Systems

Durch die App „KATWARN“ (für IOS, Android und Windows Phone verfügbar) ist es dem behördlichen Katastrophenschutz, Feuerwehrleitstellen und dem Deutschen Wetterdienst möglich, ortsbezogene Gefahrenwarnungen herauszugeben. Der Nutzer meldet sich nach der Installation der App für den Nachrichtendienst an.

Da über das Smartphone der aktuelle Standort des Nutzers abgefragt werden kann, wird stets vor ortsbezogenen Gefahrenlagen gewarnt. Dadurch wird eine Desensibilisierung durch zu häufige und nicht relevante Warnungen vermieden. Sobald eine Gefahrenwarnung ausgegeben wird, teilt die App dem Nutzer mit, um welche Art von Gefahr es sich handelt. Des Weiteren werden Kurztexte übermittelt in denen Verhaltensweisen vorgegeben werden. Unterstützt wird die Push- Nachricht durch ein Vibrieren des Smartphones.

Festlegen von „Schutzengeln“

Um auch über andere Standorte informiert zu werden, lassen sich sogenannte „Schutzengel“ definieren. Dabei handelt es sich um Standorte (max. 7), die losgelöst vom aktuellen Standort ausgewählt werden können. Dies ermöglicht es dem Nutzer, beispielsweise Angehörige oder Freunde, die die App nicht installiert haben, zu warnen, falls sich diese im Einflussgebiet aufhalten sollten.

„KATWARN“ während des Amoklaufes

Während des Amoklaufes in München, bei dem der Schütze 9 Personen und sich selbst tötete, wurde das „KATWARN“-System offiziell eingesetzt. Das System war zweitweise an seiner Belastungsgrenze, wie die Betreiber berichteten. Laut „KATWARN“ nutzten rund 250.000 Menschen den Warndienst in München an diesem Freitagabend. Allerdings überlastete das System zeitweise. Grund hierfür waren anscheinend weitere Warnungen, die wegen zeitgleiche stattfinden Unwettern im Bundesgebiet ausgegeben wurden. So berichteten Nutzer, dass sie das System überhaupt nicht oder erst viel zu spät gewarnt hatte.

Der Betreiber des „KATWARN“-Systems erklärte bereits, dass die Infrastruktur ausgebaut werden soll, damit Überlastungen des Systems vermieden und die Nutzer zeitnah gewarnt werden können.

Über das Projekt „KATWARN“

Das hinter „KATWARN“ stehende Projekt finden Sie hier vorgestellt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hatte sich in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin) die Frage gestellt, wie Gefahrenmeldungen bürgernah übermittelt werden können. Hierbei wurde u.a. erarbeitet wie ein System implementiert werden kann, das Bürger zeitnah und flächendeckend vor Gefahren warnt. Die Probleme bestanden in der konzeptionellen, organisatorischen, rechtlichen und kommunikativen Ausarbeitung des Systems.

Nach der Vorstellung des Abschlussberichts wurde vom Fraunhofer Institut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS die vorliegende App entwickelt, die es ermöglicht die Bürger im Ernstfall sofort warnen zu können. Die Kosten für den Dienst werden von den öffentlichen Versicherern getragen. Somit sind die App und deren Nutzung für den Endverbraucher kostenfrei.

 

Quellen:

FraunhoferFokus (zuletzt abgerufen am 26.07.2016)

Katwarn App Anleitung (zuletzt abgerufen am 26.07.2016)

Sicherheitsmelder Kat-Leuchttürme (zuletzt abgerufen am 26.07.2016)

Katwarn Twitter Amoklauf-Meldung (zuletzt abgerufen am 26.07.2016)

Katwarn App-Gefahrenmeldung Amoklauf (zuletzt abgerufen am 26.07.2016)