Am 22. August lud der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) ins Haus der Bundespressekonferenz nach Berlin. Anlass war die Wahl des neuen BDSW-Präsidenten Gregor Lehnert sowie die angestrebten Ziele des Verbands nach der bevorstehenden Bundestagswahl.
Präsident des BDSW
Gregor Lehnert ist im Mai 2013 zum neuen Präsidenten des BDSW gewählt worden, er löste damit Wolfgang Waschulewski ab. Lehnerts Karriere begann als Polizist und führte ihn zunächst an die Spitze des saarländischen Landeskriminalamts, wo er sich v.a. der Aufklärung von Kapitaldelikten und der Terrorismusbekämpfung widmete. 1997 wurde er zum Staatssekretär im thüringischen Innenministerium ernannt. Nur drei Jahre später gründete er sein eigenes Unternehmen, die Lehnert Consulting GmbH, das mittlerweile 500 Mitarbeitende beschäftigt. Daneben engagierte sich Lehnert im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit in der Wirtschaft (ASW) sowie als Vizepräsident des BDSW und Vorsitzender der Landesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland.
Ziele des BDSW
Dem neuen Präsidenten des BDSW zufolge werden den Verband zukünftig, vor allem nach der Bundestagswahl, drei Ziele beschäftigen:
1. die politische Anbindung der Sicherheitswirtschaft an das Innenministerium,
2. der geregelte Zugang zum Sicherheitsgewerbe und
3. die bessere Unterstützung der Mitglieder im Bereich des Wirtschaftsschutzes.
Politische Anbindung der Sicherheitswirtschaft
Momentan werden die Sicherheitswirtschaft betreffende Rahmenbedingungen vom Wirtschaftsministerium bestimmt. Diese Zuordnung der privaten Sicherheitsbranche zum Wirtschaftsministerium ist historisch bedingt und nach Ansicht Lehnerts nicht mehr zeitgemäß. Europaweit sei dies neben Deutschland daher auch nur noch in Österreich der Fall. Alle anderen europäischen Länder sehen die inhaltliche Zugehörigkeit der Sicherheitswirtschaft beim Innenministerium, so dass auch dort die politische Zuständigkeit verortet sei. Dies möchte Gregor Lehnert nun auch in Deutschland erreichen.
Die Zuständigkeit des Innenministeriums sei nicht nur die logische Konsequenz daraus, dass die Beschäftigtenzahl der Sicherheitswirtschaft annähernd der der gesamten deutschen Polizei entspreche. Die Innenministerkonferenz selbst habe die Sicherheitswirtschaft als Teil der deutschen Sicherheitsarchitektur erwähnt und auch für den Präsidenten des Bundeskriminalamts sei die Sicherheitswirtschaft aus der deutschen Sicherheitsarchitektur nicht mehr hinwegzudenken, so Lehnert weiter.
Zugangsregelungen zum Sicherheitsgewerbe
Zum zweiten Punkt der BDSW-Agenda führte der Präsident die Sicherheit in Stadien als eines der heikelsten Themen an. Die vielen Schnittstellen zwischen privaten und öffentlichen Sicherheitskräften verdeutlichten die Qualitätsdefizite der privaten Sicherheitsbranche besonders drastisch. Auch wenn sich die Qualität der Branche in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert habe, bestünde hier noch viel Handlungsbedarf. Der Kampf um ein besseres Image müsse unbedingt durch einen normativen Handlungsrahmen unterstützt werden. Eine 14-tägige Unterrichtung in Psychologie, Technik und Recht könne kaum ausreichen, um ein Gewerbe zu eröffnen – derzeit ist aber genau das der Fall. Positiv überrascht zeigte sich Lehnert in diesem Zusammenhang über den neu eingeführten § 31 Gewerbeordnung (GewO), der die Bewachung von Seeschiffen durch private Sicherheitskräfte regelt.
Wirtschaftsschutz
Die Ursprünge der privaten Sicherheitswirtschaft liegen bei den Nachtwächtern und auch heute noch macht der Objektschutz einen Großteil der Branchentätigkeit aus. Aber auch andere Bereiche des Unternehmensschutzes – davon zeigte sich Lehnert überzeugt – müssten zukünftig mehr Beachtung finden. Hier sei insbesondere der Wirtschaftsschutz zu nennen: Während große Konzerne diesbezüglich ihre Abteilungen für Konzernsicherheit ausrichteten, seien kleine und mittlere Unternehmen oft überfordert, obwohl auch für sie Fragen des Mitarbeiterschutzes auf Auslandsreisen, des Know-how- und IT-Schutzes relevant seien. Der BDSW sehe sich hier in der Pflicht, seinen Mitgliedern mehr Unterstützung bieten zu können, als nur auf die – freilich sehr guten – Unterlagen des BSI hinzuweisen. Auch diesbezüglich wolle der Verband die Politik daher zukünftig stärker in die Pflicht nehmen.
BDSW und Sicherheitswirtschaft
Der BDSW vertritt die Interessen der Sicherheitswirtschaft gegenüber Politik und Behörden sowie Wissenschaft und Wirtschaft. Er wurde 1948 als Zentralverband des Deutschen Bewachungsgewerbes gegründet und 1973 in Bundesverband Deutscher Wach- und Sicherheitsunternehmen umbenannt. Seit 2011 trägt er seinen heutigen Namen. Zur deutschen Sicherheitswirtschaft zählen etwa 250.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die allein im vergangenen Jahr über 11 Milliarden Euro Umsatz erzielten. Der größten Anteil davon machen mit ca. 5 Milliarden Euro die Sicherheitsdienstleister aus.